Der Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz hat im Nachbarland Deutschland Bestürzung und Trauer ausgelöst. "Deutschland trauert heute mit dem ganzen polnischen Volk", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Samstag in Berlin. Auch Bundespräsident Horst Köhler, Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Politiker anderer Parteien zeigten sich zutiefst erschüttert.
Merkel bezeichnete bei ihrer Erklärung im Kanzleramt den Tod Kaczynskis als politische und menschliche Tragödie für Polen, "für unser Nachbarland". Kaczynski sei ein wirklicher Vertreter der Interessen seines Landes gewesen. "Er hat sein Land geliebt, und er war ein streitbarer Europäer. Lech Kaczynski wird uns auch in Deutschland fehlen." Merkel hob hervor, sie erinnere sich gerne daran, dass Kaczynski sie am 11. November 2008 zum polnischen Nationalfeiertag eingeladen habe. "Das war eine ganz besondere Geste auch an den Nachbarn Deutschland." In einem persönlichen Telefongespräch drückte die Kanzlerin dem polnischen Regierungschef Donald Tusk ihr Mitgefühl aus.
Tief betroffen zeigte sich auch Außenminister Westerwelle von dem Absturz nahe dem westrussischen Smolensk mit fast 100 Toten, bei dem neben Kaczynski und seiner Frau Maria mehrere ranghohe Politiker und fast die gesamte Führung der polnischen Armee ums Leben kamen. "Wir verlieren Persönlichkeiten, auf die Europa bauen konnte, wenn es darauf ankam", erklärte Westerwelle im südafrikanischen Pretoria, wo er noch bis Sonntag auf Staatsbesuch ist.
Bundespräsident Köhler würdigte in einem Kondolenzschreiben an den polnischen Parlamentspräsidenten Bronislaw Komorowski die historischen Verdienste Kaczynskis. "Er hat uns alle gemahnt, das Wissen um die Verbrechen des Nationalsozialismus und des Kommunismus wachzuhalten und ihrer Opfer zu gedenken", schrieb Köhler. "So werden wir ihn in Erinnerung behalten." Komorowski ist als Vorsitzender des Sejm nach dem Tod Kaczynskis Interims-Staatschef in Polen.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bezeichnete es in seiner Beileidsbekundung als "besonders tragisch", dass sich das Unglück auf der Reise zum Gedenken an die Opfer von Katyn ereignete - einer Reise "mit dem erklärten Ziel einer Versöhnungsgeste zwischen Polen und Russland".
Auch die Vertreter der deutschen Parteien zeigten sich schockiert. SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte in Berlin: "Wir sind mit unseren Gedanken und unserer Trauer bei den Opfern und ihren Hinterbliebenen". SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier drückte den Angehörigen seine Anteilnahme aus. Für die FDP-Fraktion erklärte deren Vorsitzende Birgit Homburger, "in dieser schweren Stunde fühlen wir Deutsche uns als Freunde, Nachbarn und Europäer Polen besonders verbunden." Betroffen äußerten sich auch der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sowie der Linken-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Der Ministerpräsident des an Polen grenzenden Bundeslandes Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD), sprach dem "polnischen Nachbarvolk" sein "tief empfundenes Beileid" aus.