Die Opfer von Madrid und ihre Familien können laut der Onlineausgabe von "El Mundo" mit einer Entschädigung von mindestens jeweils 127.000 Euro rechnen. Diese Summe ergebe sich aus EU-Vorschriften für Fluglinien im Falle eines Unfalls, die auch vorschreiben, dass den Angehörigen der Opfer innerhalb von 15 Tagen nach der Identifikation ein Vorschuss in Höhe von bis zu 20.300 Euro als Soforthilfe überwiesen werden soll.
Laut Quellen aus der Branche sichern sich Airlines meist mit drei verschiedenen Versicherungspolicen ab: eine für die materiellen Schäden des Flugzeugs, eine für Personenschäden und eine für die Besatzung, wie "El Mundo" berichtet. In der Unglücksmaschine saßen 172 Passagiere. Zusammen mit den Opfern unter der Besatzung könnte die Summe, die die Versicherung allein für Personenschäden zahlen muss, insgesamt 22 Millionen Euro betragen. Alle Schäden zusammen könnten sich auf 50 Millionen Euro summieren. Spanair versicherte unterdessen, die Soforthilfe so schnell wie möglich in die Wege zu leiten.
Über die Ursache des Flugzeug-Absturzes herrscht immer noch Unklarheit. Experten sagten am Freitag, nicht ein Fehler allein, sondern eine Kette von Fehlern müsse die Katastrophe mit 153 Toten ausgelöst haben. Die Identifizierung der Leichen kam nur schleppend voran. Das Auswärtige Amt bestätigte spanische Regierungsangaben, wonach neben einer vierköpfigen Familie aus Bayern ein weiterer deutscher Passagier an Bord war. Dessen Identität war zunächst jedoch unklar.
Spanische Zeitungen berichteten unter Berufung auf Ermittler, die Videoaufnahmen der spanischen Flughafenbehörde Aena gesichtet haben, dass das Triebwerk des Spanair-Flugzeugs beim Start nicht brannte. Das Flugzeug sei abgehoben, dann abgestürzt und habe erst am Boden Feuer gefangen, berichtete die Tageszeitung "El País". Zuvor hatten Augenzeugen gesagt, das linke Triebwerk sei beim Start in Flammen aufgegangen.
Die Zeitung "El Mundo" berichtete unter Berufung auf Vertreter der Zivilluftfahrt, Teile des linken Triebwerks hätten sich gelöst und das Seitenruder der Heckflosse der MD-82 beschädigt. Dadurch sei die Maschine aus dem Gleichgewicht gekommen und abgestürzt. Der Leiter der spanischen Zivilluftfahrtbehörde, Manuel Bautista, sagte "El País", es müsse mehr als eine Ursache für den Absturz gegeben haben. Ein defektes Triebwerk allein könne nicht der Grund sein.
Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sagte im Bayerischen Rundfunk, beim Unfall eines Verkehrsflugzeugs kämen "im Schnitt sechs bis sieben Ursachen" zusammen. Spanair habe einen soliden Ruf. Die Airline habe durch die hohen Treibstoffpreise wirtschaftliche Probleme, "aber nicht mehr, als viele andere Fluggesellschaften auch", sagte Bongardt. Auch der Vorsitzende der spanischen Pilotengewerkschaft Sepla und Spanair-Pilot José Maria Vazquez nahm seine Fluglinie in Schutz. Es sei "ungeheuerlich", den Unfall mit der wirtschaftlichen Lage der Fluglinie in Verbindung zu bringen, sagte er "El País". Er habe niemals Druck auf die Piloten erlebt. Zudem habe Spanair in 20 Jahren nie einen Unfall gehabt.
Die Airline selbst hatte am Donnerstag Vorwürfe der Fahrlässigkeit von sich gewiesen und angegeben, vor dem Start sei ein defektes Luftventil repariert worden. Dies sowie der anschließende Start seien vorschriftsgemäß verlaufen.
Um wen es sich bei dem fünften deutschen Passagier in der Unglücksmaschine handelte, war unklar. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, die Identifizierung der Opfer sei sehr schwierig. Es seien vier Experten des Bundeskriminalamtes vor Ort. Bislang wurden insgesamt 50 Todesopfer identiziert. Nach Regierungsangaben können 59 Tote anhand digitaler Fingerabdrücke identifiziert werden, bei den anderen 94 ist eine DNA-Analyse nötig.
Von den 19 Verletzten befanden sich am Freitag nach Angaben der Gesundheitsbehörde noch drei in einem sehr kritischen Zustand, im Gegensatz zu vier am Vortag.
Auf den Kanarischen Inseln, von wo die Hälfte der Passagiere stammte, trafen die ersten Särge mit den sterblichen Überresten von Absturzopfern ein. Nach Angaben des Chefs der Regionalregierung, Paulino Rivero, wurde am Donnerstagabend der erste Sarg nach Las Palmas gebracht, am Freitag sollten vier bis fünf weitere folgen. Die zentrale Trauerfeier für die Opfer soll am 1. September in der Almudena-Kathedrale in Madrid stattfinden.