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Sechs Jahre nach dem Gau Radioaktive Wildschweine übernehmen Fukushima

Ein Rudel Wildschweine im Sperrgebiet rund um Fukushima
Ein Rudel Wildschweine im Sperrgebiet rund um Fukushima
Seit sechs Jahren liegen die Städte rund um das havarierte Atomkraftwerk in Fukushima verlassen dar. Nun will die japanische Regierung, dass die Menschen in die Sperrzone zurückkehren. Doch das Gebiet wird bereits von anderen Bewohnern bevölkert.

Am 11. März 2011 um 14.46 Uhr erschütterte ein Beben der Stärke 9,0 die Region Tohoku im Nordosten Japans. Das Erdbeben löste einen verheerenden Tsunami aus, der die Nordostküste des Landes verwüstete. Die Wassermassen trafen auch die Atomanlage in Fukushima. Die Naturkatastrophe führte zur Kernschmelze - der folgenschwersten Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl 1986.

Rund 18.500 Menschen kamen im März 2011 ums Leben oder gelten immer noch als vermisst. Mehr als 123.000 Japaner mussten ihre Städte verlassen. Die meisten von ihnen stammen aus der verstrahlten Gegend um Fukushima. Nun, sechs Jahre nach der Katastrophe, sollen sie wieder zurückkehren. Noch im März will die japanische Regierung vier Städte im evakuierten Sperrgebiet rund um das havarierte Atomkraftwerk wieder freigeben. Obwohl bislang noch nicht einmal der geschmolzene Brennstoff geborgen werden konnte, drängt der Staat immer mehr ehemalige Bewohner zur Rückkehr. Doch die Städte in der Sperrzone werden längst von ganz anderen Lebewesen bevölkert.

Tausende Wildschweine haben die von Menschen verlassenen Städte übernommen. Sie bewohnen leerstehende Häuser, ziehen durch die Straßen, plündern zurückgelassene Nahrungsvorräte und sind nicht geneigt, ihr neues Revier wieder den Menschen zu überlassen.

Regierung versucht die Wildschweine auszurotten

Lokale Behörden haben mittlerweile Jäger engagiert, die die Wildschweine ausrotten sollen. Allein in der evakuierten Stadt Tomioka wurden in den vergangenen Monaten 800 Tiere getötet, wie die "New York Times" berichtet. In den vergangenen drei Jahren waren es laut Statistiken insgesamt 13.000 Exemplare.

Die örtliche Regierung von Fukushima hat vor kurzem einen Leitfaden veröffentlicht, der den Beamten helfen soll, das Wildschwein-Problem in den Griff zu bekommen. Spezielle Fallen und Drohnen sollen die Tiere aufhalten. "Es ist wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der die Wildschweine nur schwer überleben können", zitiert die "New York Times" einen Behördensprecher. 

Was soll mit den radioaktiv verseuchten Kadavern geschehen?

Was mit den massenhaft getöteten Wildschweinen passieren soll, weiß allerdings auch niemand. Zwar gilt ihr Fleisch in Japan als Delikatesse, doch die Tiere aus dem Fukushima-Gebiet sind zum Verzehr nicht geeignet. Sie sind radioaktiv kontaminiert. Messungen haben gezeigt, dass ihr Fleisch 300-mal höhere Mengen des radioaktiven Elements Caesium-137 aufweist als es die Sicherheitsstandards erlauben. 

In der Stadt Nihonmatsu wurden drei Massengräber ausgehoben, um 1800 Wildschweine zu entsorgen. Doch die Kommunalverwaltung sieht die Grenzen bereits erreicht. 

Die Stadt Soma hat im vergangenen Jahr eine Müllverbrennungsanlage errichtet, die speziell für die Verbrennung von Tierkadavern konstruiert wurde. Das radioaktive Cäsium wird hier aus dem Rauch herausgefiltert. Doch es gibt nicht genügend Personal, um die Verbrennungsanlage zu bedienen, klagen die Behörden.  

Die Natur erobert kontaminierte Gebiete zurück

Nicht nur Wildschweine sind im Fukushima-Gebiet zu einer Plage geworden. Rudel von wilden Hunden streunen durch die verlassenen Städte. Ganze Rattenkolonien bevölkern die Supermärkte. Auch Füchse fühlen sich auf den verwaisten Feldern wohl.

Das Phänomen ist bereits aus Tschernobyl bekannt. Der Rote Wald, die zehn Quadratkilometer umfassende Zone westlich des Kernkraftwerks, gilt bis heute einer der am stärksten radioaktiv kontaminierten Orte der Welt. Dennoch wird das Gebiet seit einigen Jahren zunehmend von verschiedenen Tierarten besiedelt. Braunbären, Wölfe, Luchse, Wildschweine und sogar Bisons und seltene Przewalski-Pferde bewohnen die Sperrzone. Experten vermuten, dass vor allem die Abwesenheit des Menschen die Tiere in das Gebiet zieht.

ivi

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