Schon seit dem Morgengrauen sind Bar- und Pubbetreiber in Großbritannien im Einsatz. Fässer anschließen, Theke wischen, Stühle aufstellen: Nach 15 Wochen Lockdown dürfen Pubs in Großbritannien wieder öffnen. Und das seit den Morgenstunden. Und laut britischen Medien nutzten bereits einige trinkfreudige Kunden dieses Angebot. Die Polizei und der staatliche Gesundheitsdienst NHS bereiten sich aufs Schlimmste vor: Das große Besäufnis, samt Nebenerscheinungen wie Schlägereien und Co.
Seit sechs Uhr Ortszeit dürfen Pubs in Großbritannien öffnen. Premierminister Boris Johnson hatte die Bars und Kneipen am 20. März in den Lockdown geschickt, noch vor der offiziellen Ausgangssperre. Ein besonders harter Einschnitt, Pubs gehören in Großbritannien als feste Institution zum öffentlichen Leben dazu. "Ich weiß, dass wir etwas Außergewöhnliches machen, wir nehmen das uralte und unveräußerliche Recht frei geborener Menschen, in den Pub zu gehen, weg", sagte der Politiker damals.
Nun erwarten die rund 23.000 Pubs einen Ansturm. Die britische Presse spricht vom "Pub-Agedon", also einem apokalyptischen Ansturm auf die Kneipen. Experten erwarten, dass allein heute 15 Millionen Pints (Etwas mehr als ein halber Liter Bier) ausgeschenkt werden.
Coronaregeln in den Pubs
Allerdings müssen sich die Pub-Gänger auf Änderungen einstellen. Vor allem die Preise wurden ordentlich angezogen, um die Verluste der vergangenen Wochen aufzufangen, so britische Medien. Laut der "Daily Mail" verteuert sich das Pint um bis zu einem Pfund. "Es ist eine verdammte Preiserhöhung - ich weiß nicht, wie ich es den Kunden erklären soll. Die Wiedereröffnung nach dem Sperren wird nicht einfacher", so ein Pubbetreiber zur Zeitung. Aber nicht nur der Preis ist anders, auch die Abstands- und Hygieneregeln sollen weiterhin gelten. Allerdings wurden Pubs von der Vorgabe, dass nur 30 Personen versammelt sein dürfen, ausgenommen - solange sie ich an alle anderen Corona-Auflagen halten. Die Daten der Pub-Besucher müssen erfasst werden, enges Gedränge am Tresen soll es nicht geben. Statt dessen werden die Kunden am Tisch bedient. Wenn möglich soll per App bestellt werden.

Polizei und Kliniken sehen die Öffnung kritisch. David Jamieson, Polizeibeauftragter der Region West Midlands, bezeichnet die Pub-Öffnung als "reinen Wahnsinn". Einige Kliniken sollen Zelte aufgebaut haben, um dort Patienten aus Kneipenschlägereien zunächst behandeln zu können.
Cressida Dick, Polizeipräsidentin der Metropolitan Police in London, machte klar: "Meine Botschaft, falls Sie am Samstag ausgehen, bewahren Sie Ruhe, seien Sie vernünftig. Denken Sie an sich, denken Sie an Ihre Familie. Wir befinden uns immer noch mitten in einer globalen Pandemie."