Mysteriöse Krankheit Doch keine rein natürlichen Ursachen: US-Geheimdienst vermutet gezielte Strahlung hinter Havanna-Syndrom

Eine Gruppe junger Menschen mit kommunistischen Flaggen fährt an der US-Botschaft in Havanna vorbei.
Eine Gruppe junger Menschen mit kommunistischen Flaggen fährt an der US-Botschaft in Havanna vorbei.
© Adalberto Roque / AFP
Das mysteriöse Havanna-Syndrom stellt die US-Geheimdienste bis heute vor ein Rätsel. Zuletzt hatten die Behörden eine gezielte Attacke ausgeschlossen. Doch jetzt gibt es neue Erkenntnisse.

Lange war gerätselt worden über die mysteriöse Diplomaten-Krankheit. Zuletzt war bekannt geworden, dass das sogenannte Havanna-Syndrom offenbar nicht wie vielfach vermutet auf einen ausländischen Angriff zurückzuführen ist. Die Idee, dass die Symptome von Hirnverletzungen durch Russland oder eine andere ausländische Macht verursacht wurden, gilt mittlerweile als unbegründet, berichtet etwa der Nachrichtensender NBC unter Berufung auf CIA-Mitarbeiter. Demnach soll die Krankheit natürlich Ursachen haben (mehr dazu lesen Sie hier).

Mittlerweile ist der US-Geheimdienst noch einen Schritt weiter. Den jüngsten zufolge könnten manche Fälle des Havanna-Syndroms gezielt durch eine Art elektromagnetischer Strahlung ausgelöst worden sein. Es gebe "mehrere plausible Wege" elektromagnetische Impulse eines bestimmten Frequenzspektrums derart gezielt einzusetzen, hieß es am Mittwoch in einem von Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines und CIA-Direktor William Burns veröffentlichten Bericht. Mit bestimmten Geräten könnten solche Signale in der Luft Hunderte Meter übertragen werden und mit etwas Verlust auch durch die meisten Baumaterialien.

Havanna-Fälle meist auf Stress zurückzuführen

Ein Einsatz solcher Strahlungsquellen könne die zentralen gesundheitlichen Beschwerden des Havanna-Syndroms "plausibel" erklären, hieß es in der teilweise geschwärzten Zusammenfassung eines geheimen Expertenberichts. Ein Einsatz von Ultraschall könnte die Symptome auch erklären, allerdings könnten solche Geräte nur Zielen schaden, die sich unmittelbarer Nähe befänden. Andere Hypothesen wie nur der Einsatz chemischer oder biologischer Substanzen seien angesichts der beobachteten Symptome nicht plausibel, hieß es weiter.

Der Auslandsgeheimdienst CIA hatte nach US-Medienberichten kürzlich erklärt, es sei nicht davon auszugehen, dass eine globale Kampagne eines fremden Landes für die mysteriösen Erkrankungen verantwortlich sei. Die meisten Fälle waren demnach auf bisher nicht diagnostizierte Krankheiten oder Stress zurückzuführen, wie es hieß. Es gebe allerdings auch Fälle, die sich nicht erklären ließen.

Rätselhafte Symptome bis heute teils ungeklärt

Auch in dem neuen Bericht hieß es, ein Teil der Fälle "lässt sich nicht leicht durch Umwelteinflüsse oder Erkrankungen erklären und könnte externen Stimuli geschuldet sein." Das räumlich begrenzte und plötzliche Auftreten der Symptome spreche für einen räumlich und zeitlich begrenzten externen Auslöser. Für den Bericht waren mehr als 1000 als geheim eingestufte Dokumente verschiedener US-Behörden und Ministerien analysiert worden, genauso wie Berichte Betroffener und deren Krankenakten, wie es in der Zusammenfassung hieß.

Dutzende in Havanna lebende US-Diplomaten und ihre Angehörigen haben ab 2016 über rätselhafte Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit geklagt. Das Botschaftspersonal dort wurde daraufhin auf ein Minimum reduziert. Später wurden auch an anderen Orten der Welt ähnliche Beschwerden gemeldet. Die US-Regierung schloss nicht aus, dass es sich dabei um eine Art Angriff handeln könnte – es wurde aber immer betont, dass man nicht wisse, was dahinterstecke.

DPA
cl

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos