Eine ukrainische Passagiermaschine ist am Mittwochmorgen in der Nähe des Imam-Chomeini-Flughafens der iranischen Hauptstadt Teheran abgestürzt. Nach Angaben der Hilfsorganisation Iranischer Halbmond kamen alle Insassen ums Leben. Unter den Opfern befinden nach Angaben des ukrainischen Außenministers auch drei Deutsche. Das teilte Vadym Prystaiko bei Twitter mit.
Woher genau die deutschen Todesopfer stammen, ist nicht bekannt. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin gab es zunächst keine Bestätigung für die Angaben aus Kiew. Ukrainische Medien hatten zuvor berichtet, dass unter den Toten des Absturzes vier Deutsche sein sollen. Eine Quelle für diese Information wurde nicht genannt.
Das Gros der Opfer stammt Prystaiko zufolge aus dem Iran (82), aus Kanada kamen 63 Menschen, aus der Ukraine elf, inklusive der neun Besatzungsmitglieder. Weitere Todesopfer kommen demnach aus Schweden (zehn), Afghanistan und dem Vereinigten Königreich.
Ein Sprecher hatte am Mittwochmorgen im iranischen Staatsfernsehen gesagt, es seien alle Passagiere und Crewmitglieder getötet worden. Nach dem Absturz der Boeing 737 hatte die iranische Nachrichtenagentur Insa zunächst von 180 Insassen berichtet.
Russischen Medien zufolge war die Maschine von Ukraine International Airlines auf dem Weg von Teheran nach Kiew und stürzte kurz nach dem Abflug ab.
Technischer Defekt als mögliche Ursache
Die iranische Luftfahrtbehörde führte den Crash auf einen technischen Defekt zurück, wie der iranische Nachrichtensender Chabar unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde berichtete. Wie diese so kurz nach dem Absturz am Mittwochmorgen zu dem Schluss eines Technikfehlers als Ursache kam, blieb zunächst offen. Der englischsprachige Kanal des iranischen Staatsfernsehens, Press TV, berichtete, das Flugzeug habe nach dem Absturz Feuer gefangen.
Boeing reagierte kurz nach dem Absturz mit einem Tweet: "Uns sind die Medienberichte aus dem Iran bekannt und wir tragen gerade mehr Informationen zusammen."
Die um kurz nach 5.00 Uhr Ortszeit gestartete Maschine mit der Flugnummer PS752 stürzte ersten Erkenntnissen zufolge in ein offenes Feld nahe dem Teheraner Vorort Parand. Das Flugzeug hätte gegen 08.00 Uhr Ortszeit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew landen sollen.
Teilweise Sperrung des Luftraums
Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge "wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen" nicht mehr operieren, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag (Ortszeit). Es gebe ein erhöhtes Risiko, das ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.
Nach dem Absturz ist in Kiew ein Krisenstab einberufen worden. Das teilte der Sicherheitsrat des Landes mit. Dem Gremium gehören neben dem Ministerpräsidenten Alexej Gontscharuk verschiedene Minister und auch der Chef des Auslandsgeheimdienstes an. Der Stab sei auf Anordnung von Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammengekommen, hieß es. Nach Angaben der ukrainischen Behörden saßen in der verunglückten Boeing 737 insgesamt 168 Passagiere und 9 Besatzungsmitglieder. Gontscharuk hatte zuvor noch von 167 Flugreisenden gesprochen.
Lufthansa streicht Flug nach Teheran
Die Lufthansa hat den einen für Mittwoch geplanten Flug von Frankfurt in die iranische Hauptstadt Teheran gestrichen. Dies sei "vorsorglich" wegen der derzeitigen Lage in der Region geschehen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin auf Anfrage in Frankfurt. Noch keine Entscheidung gebe es zu möglichen Änderungen von Flugrouten im Nahen Osten.
Zusammenhang mit Raketenangriff unklar
Ob ein Zusammenhang des Absturzes der ukrainischen Maschine mit der militärischen Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und den USA besteht, war zunächst völlig unklar. Wenige Stunden zuvor hatte es einen iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak gegeben. Die vom US-Verteidigungsministerium bestätigten Attacken auf die amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Assad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil in der Nacht zum Mittwoch gelten als Revanche für die Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftschlag.
Zwar hatten örtliche schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, die US-Stützpunkte im Irak zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen angegriffen. Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Der Iran und die USA hatten sich seit Tagen mit martialischen Drohungen überzogen und jeweils drastische Reaktionen auf aggressives Handeln der Gegenseite in Aussicht gestellt.