Armee, Polizei und Freiwillige suchten am Mittwoch am Salang-Pass im Norden des Landes nach Überlebenden und weiteren Opfern. Die Bergungsarbeiten wurden durch schwere Schneestürme erschwert.
Zur Unterstützung der Rettungsarbeiten, zu denen auch schweres Räumgerät wie Bulldozer herangezogen wurde, wurden weitere Soldaten mit Hubschraubern eingeflogen. Mehrere Lawinen waren am Montag auf die Salang-Passstraße niedergegangen, die den Norden Afghanistans mit der Hauptstadt Kabul verbindet. Zahlreiche Verkehrsteilnehmer wurden mit ihren Fahrzeugen von der Passstraße in den Abgrund gerissen. Mindestens neun Autos und zwei Busse lägen im Tal auf ihren Dächern, berichtete ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP.
Der Salang-Pass
Die vielbefahrene Salang-Passstraße steigt im Hindukusch-Gebirge bis auf rund 3400 Meter Höhe an. In Afghanistan gab es in den vergangenen Tagen die heftigsten Regen- und Schneefälle seit 50 Jahren. Lawinen dieser Größenordnung sind im afghanischen Winter selten, sie treten eher im Frühjahr während der Schneeschmelze auf. 1997 hatten Lawinen am Salang-Pass insgesamt mindestens 80 Menschen verschüttet.
Etwa 1600 Menschen waren laut Regierungsangaben nach dem Unglück zunächst von der Außenwelt abgeschnitten, sie konnten aber gerettet oder zumindest versorgt werden. Mindestens 135 Menschen wurden verletzt, wie die amtierende Gesundheitsministerin Suraja Dalil unter Berufung auf Krankenhausangaben mitteilte. Viele Menschen steckten offenbar noch in den Schneemassen fest.
Inmitten des Chaos überlebten mindestens 14 Insassen eines Busses, der von einer der Lawinen verschüttet wurde. "Es ist ein Wunder, dass diese Leute 37 Stunden lang im Schnee begraben überlebt haben", sagte der Gouverneur der Provinz Parwan, Abdul Basir Salangi. Obwohl Schnee durch geborstene Scheiben in den Bus eingedrungen war, konnten die Insassen gerettet werden.
Staatspräsident Hamid Karsai äußerte sich in einer Erklärung "tief betrübt über die steigende Zahl der Opfer". Bundespräsident Horst Köhler übermittelte Karsai in einem Beileidsschreiben seine "tiefempfundene Anteilnahme" und äußerte die Hoffnung, "dass noch viele der Vermissten unversehrt geborgen werden mögen".