London Sicherheitskreise rechnen mit dritter Terrorzelle

Die britischen Behörden befürchten nach Medienberichten die Existenz einer dritter islamistischen Terrorzelle in Großbritannien. Die Terroristen könnten weitere Selbstmordanschläge gegen die Londoner Untergrundbahn planen.

Antiterrorchef Peter Clarke sagte laut "Sunday Times", die Bedrohung bleibe und sei "sehr real". Ein anderer, nicht namentlich genannter Beamter von Scotland Yard sagte, die Antiterroroperation am Freitag in London sei nur die "Spitze des Eisbergs" gewesen. In den nächsten Monaten müsse noch ein großes Terrornetzwerk zerschlagen werden.

Nur einen Tag nach der Festnahme der Rucksackbomber in London und Rom gestand nach Medienberichten einer der Terrorverdächtigen den Anschlag. Der in Rom festgenommene somalisch-stämmige Osman Hussein gab nach italienischen Medienberichten vom Samstag zu, dass er am 21. Juli eine U-Bahn in der britischen Hauptstadt in die Luft sprengen wollte. Seine Komplizen hätten ihm einen Rucksack übergeben, den er an einer U-Bahn-Station abstellen sollte. In London begann die Polizei unterdessen damit, die dort festgenommenen mutmaßlichen Terroristen zu verhören, um mögliche Hintermänner aufzuspüren. Hussein will sich nach italienischen Medienberichten gegen das Auslieferungsersuchen Großbritanniens juristisch zur Wehr setzen. Damit könnte sich seine Überstellung nach London verzögern, berichtete der britische Fernsehsender BBC.

Fünfte Festnahme am Samstag

Nach britischen Medienberichten nahm die Polizei bei ihrer erfolgreichen Jagd nach den vier Rucksackbombern am Vortag auch einen fünften Terrorverdächtigen fest. Nach den Angaben unter Berufung auf Polizeiquellen handelt es sich um Whabi Mohammed. Er ist der Bruder des Rucksackbombers Ramsi Mohammed, der ebenfalls am Freitag festgenommen worden war. Offiziell bestätigte die Polizei dies nicht. Bei Scotland Yard hieß es jedoch, der dritte am Vortag Festgenommene sei von "bedeutendem Interesse".

Seit Tagen gab es in Großbritannien Spekulationen um einen fünften Bomber, nachdem vor einer Woche in einem Gebüsch in London ein Rucksack entdeckt worden war, der einen Sprengsatz enthielt. Nach Angaben des "Daily Mirror" sollte der fünfte Mann ebenfalls eine Bombe in einer U-Bahn zünden. Als diese nicht hochging, habe er sie nahe der Station in einem Park versteckt, hieß es.

In London waren die mutmaßlichen Attentäter Muktar Said Ibrahim alias Muktar Muhammad Said und Ramsi Mohammed sowie nach noch unbestätigten Berichten dessen Bruder Whabi festgenommen worden. Am Mittwoch war als erster der mutmaßlichen Terroristen Yasin Hassan Omar in Birmingham überwältigt worden. Der gebürtige Somalier lebte seit vielen Jahren legal auf der britischen Insel, wie auch der aus Eritrea stammende Said.

Hinweise aus der Bevölkerung

Nach britischen Zeitungsberichten kam die Polizei den Terrorverdächtigen in London durch Hinweise aus der Bevölkerung auf die Spur. Ein Anrufer habe Scotland Yard mittels einer eigens eingerichteten Antiterror-Hotline Hinweise gegeben, wonach sich einer der Verdächtigen in einer Wohnung in Westlondon versteckt halte. Auch Angehörige der Verhafteten sollen der Polizei geholfen haben. Die Festnahme in Rom sei in enger Kooperation zwischen britischen und italienischen Sicherheitskräften erfolgt, hieß es. Dem dort Festgenommen sei man durch Handytelefonate auf die Spur gekommen.

Bei den Verhören wollen die Ermittler nun unter anderem herausbekommen, ob es Hintermänner gibt oder einen Zusammenhang mit den Selbstmordanschlägen vom 7. Juli. Bei den Attentaten auf drei U-Bahnen und einen Bus waren 56 Menschen getötet worden, darunter die Terroristen, weitere etwa 700 Menschen wurden verletzt.

DPA · Reuters
DPA/Reuters

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