"Die Zeitbombe ist hochgegangen" – die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen findet klare Worte für das verheerende Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Auch die Organisation Pro Asyl sah die Katastrophe nach eigenem Bekunden kommen und nannte sie eine Folge "der skandalösen und menschenverachtenden deutschen und europäischen Politik".
Moria durch Brand "zu 99 Prozent" zerstört
Nach Angaben der örtlichen Feuerwehr ist das größte Flüchtlingslager Europas in der Nacht durch den Brand fast vollständig zerstört worden, "zu 99 Prozent", wie der Präsident der Feuerwehrgewerkschaft laut Nachrichtenagentur AFP sagte. 12.600 Menschen verloren ihr notdürftiges Dach über dem Kopf. Mehrere Bewohner erlitten Rauchvergiftungen, gestorben ist niemand.
Nach Angaben der griechischen Nachrichtenagentur ANA haben einige Bewohner Feuer gelegt – angeblich um gegen die Quarantäne nach positiven Coronavirus-Tests zu protestieren. Abschließend geklärt ist die Brandursache jedoch noch nicht.
Wie es für die betroffenen Menschen nun weitergehen soll, ist vollkommen unklar. Die griechischen Behörden waren schon vor dem Brand mit der Lage in Moria vollkommen überfordert, das eigentlich für 2800 Menschen ausgelegte Lager gilt schon seit Jahren als heillos überfüllt.

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Tausende Zelte und Container, Büros und eine Klinik innerhalb des Lagers sollen zerstört worden sein. Die Feuerkatastrophe lenkt den Blick wieder auf die Insel Lesbos und Aufnahmen von Pressefotografen machen das Ausmaß der Zerstörung deutlich.
Lesbos hat nach den Worten eines Regierungssprechers inzwischen den Ausnahmezustand erklärt. Als erste Maßnahme will die EU-Kommission 400 Kinder und Jugendliche auf das griechische Festland bringen lassen. "Die Sicherheit und Unterbringung aller Menschen in Moria hat Priorität", erklärte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson – doch eine politische Einigung auf den zukünftigen Umgang mit den Geflüchteten auf den griechischen Inseln scheint auch am Tag nach der Katastrophe in weiter Ferne.
Quellen: Ärzte ohne Grenzen, Pro Asyl, Ylva Johansson, Nachrichtenagenturen DPA, AFP und ANA