Die Einsatzteams der brasilianischen Luftwaffe und der Marine versuchen weiter intensiv, ein erstes Wrackstück der im Atlantik abgestürzten Air-France-Maschine zu bergen. Inzwischen steht fest: Die von der Marine im Atlantik geborgenen Teile stammen nicht von dem am Montag verunglückten Airbus. Dies teilte am Donnerstagabend (Ortszeit) ein Luftwaffensprecher in Recife im Nordosten Brasiliens mit.
"Bisher ist kein Teil des Unglücksflugzeugs geborgen worden", sagte der Sprecher. Vielmehr habe die Marine bislang nur "Meeres-Müll" aufgesammelt. Damit widerrief er eigene frühere Angaben. Am Morgen hatte die Luftwaffe noch erklärt, Marineschiffe hätten erste Trümmer der abgestürzten Maschine aus dem Atlantik geborgen.
Im vermuteten Absturzgebiet rund tausend Kilometer vor der brasilianischen Atlantikküste waren am Donnerstag mehrere Teile geborgen worden, die der Unglücksmaschine zugeordnet wurden. Darunter befand sich auch eine Frachtpalette. Diese sei aber aus Holz gewesen, teilte der Luftwaffensprecher nun mit. An Bord von Flug AF 447 habe es aber keine einzige Palette aus Holz gegeben. "Also ist klar, dass die Palette nicht von dem Flugzeug ist." Weitere Teile, die bereits vor Tagen gesichtet worden waren, gehörten zu einem Flugzeug. Sie seien aber nicht geborgen worden, weil zu dem Zeitpunkt noch die Suche nach Überlebenden im Vordergrund gestanden habe. Der Sprecher gab zudem an, dass ein dem Unglück zugerechneter Ölteppich wahrscheinlich eher von einem Schiff stamme.
"Die Suche geht weiter", sagte der Sprecher. Bislang seien weder Überlebende noch Leichen gesichtet worden. 100 Stunden nach dem Unglück sänken die Chancen minütlich, überhaupt noch Insassen der Maschine zu finden.
Französische Regierung macht Braslilien Vorhaltungen
Frankreich kritisierte Brasilien wegen der voreiligen Erklärung, Wrackteile von Flug AF 447 geborgen zu haben. "Die französische Regierung sagt seit Tagen, dass man extrem vorsichtig sein muss", erklärte Staatssekretär Dominique Bussereau dem französischen Sender RTL am Freitag. "Unsere Flugzeuge und Schiffe haben bislang gar nichts entdeckt, es waren unsere brasilianischen Freunde, die Dinge gesehen haben, von denen sie glaubten und behaupteten, dass sie zu dem Flugzeug gehörten."
Die Luftwaffe ist in dem Gebiet rund 1200 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Festlandküste mit elf Maschinen im Einsatz. Auch Frankreich und die USA entsandten Suchflugzeuge. Die Marine hat mehrere Schiffe, darunter eine Fregatte, in dem Absturzgebiet. Die zu durchkämmende Region wurde auf 6000 Quadratkilometer eingegrenzt. Das entspricht etwa der zweieinhalbfachen Fläche des Saarlandes.
Für Freitag sagen die Meteorologen schlechte Wetterbedingungen voraus. Dadurch werde die Suchaktion erschwert, sagte der Sprecher. An Bord des Airbus A-330 befanden sich 228 Passagiere, darunter 28 Deutsche. Die genaue Absturzstelle des Wracks ist noch völlig unklar. Auch von dem Flugschreiber fehlt bislang jedes Signal. Selbst nach einer Ortung des Wracks dürfte die Bergung extrem schwierig sein, denn der Atlantik ist in dem Gebiet nach Worten von Verteidigungsminister Nelson Jobim zwischen 2000 und 3000 Meter tief.
Frankreichs Außenminister, Bernard Kouchner, versicherte nach einem Kurzbesuch in Rio, dass bei der Untersuchung der Unglücksursache keine Informationen zurückgehalten würden. "Wir verbergen nichts, und wir hätten auch keinerlei Grund, etwas zu verheimlichen", sagte der Minister, der am Donnerstag an einer Trauerfeier für die Absturzopfer in Rio teilnahm. Am Freitag ist in Rio ein katholischer Trauergottesdienst geplant, an dem auch Staatspräsident Luiz Inàcio Lula da Silva teilnimmt.
Kouchner betonte, derzeit gebe es noch keine Erklärung für den Absturz. Mit Blick auf Spekulationen über eine Explosion oder einen Terroranschlag sagte er: "Keine Hypothese kann beiseite geschoben werden, aber wir haben keine Beweise." Kouchner bekräftigte, dass es in Frankreich noch keine offizielle Erklärung gebe, die den Tod der 228 Insassen des Flugzeuges feststellt: "In Frankreich kann das nur der Generalstaatsanwalt nach einer Frist von drei Monaten, die auf drei Wochen verringert werden kann."
Wie nun bekannt wurde, hat der Unglücks-Airbus vor seinem plötzlichen Verschwinden widersprüchliche Geschwindigkeitsdaten gesendet. Das geht aus einem Schreiben von Airbus an die Fluggesellschaften hervor, aus dem "aero.de" zitiert - ein Dienst für Luftfahrtnachrichten. Das Flugzeug schickte danach aus einer Unwetterzone heraus automatische Fehler- und Wartungsmeldungen an das Wartungszentrum der Air France. Sie zeigen, dass die von verschiedenen Sensoren gemessenen Luftgeschwindigkeitsdaten nicht zusammenpassen.