Archäologie Auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz

Der südamerikanische Geheimdienst macht Indiana Jones alle Ehre. Wie in einem Abenteuerfilm haben sie einen Maya-Steinaltar aus den Klauen von Dieben befreit.

Indianische Ruinen im Dschungel, archäologische Schätze und skrupellose Gangster auf der Jagd nach Relikten - Die Geschichte könnte aus dem Drehbuch zu einem Indiana-Jones-Film stammen. Dennoch ist sie wahr. Nach monatelanger Jagd im südamerikanischen Regenwald haben Geheimdienstler einen Steinaltar aus den Klauen von Räubern gerettet.

Das Abenteuer begann im Jahr 1915. Damals gruben Archäologen in der Maya-Stadt Cancuén in Guatemala einen steinernen Altar aus. Dieser erwies sich als wertvollstes Fundstück der untergegangenen Maya-Kultur. Vor zwei Jahren stieß Arthur Demarest, Archäologe an der Vanderbilt Universität in Nashville (Tennessee, USA), an derselben Stelle auf einen zweiten Stein - jedoch viel besser erhalten.

Räuber schleppten den Steinaltar fort

Noch bevor Demarest den archäologischen Schatz bergen konnte, legten schwere Regenfälle den 270 Kilogramm schweren Stein frei. Raubgräber nutzen die Chance: Sie schleppten das Relikt fort und vergruben es im Urwald. Ein lokal ansässiger Drogenboss bot 4000 Dollar für den Altar - zu wenig fanden die Diebe. Daraufhin entbrannte ein Bandenkrieg um das Stück.

Die von den Schießereien aufgeschreckten Dorfbewohner wandten sich hilfesuchend an Demarest, der immerhin seit 21 Jahren Ausgrabungen in der Gegend leitete. Der Archäologe schaltete die guatemaltekischen Behörden ein, mit denen bei Kunstraub nicht zu spaßen ist. Der Geheimdienst überfiel das Lager der Diebe, musste aber feststellen, dass der Altar bereits verkauft worden war. Erst nach mehreren Monaten vergeblicher Suche entdeckten sie den Stein bei einem Händler.

Der Untergang des Maya-Reiches

Ein Team unter der Leitung von Demarest ist nun mit der Entzifferung und Auswertung des Steinaltars beschäftigt. Die Archäologen hoffen auf neue Erkenntnisse über den Untergang des Königreichs der Maya. "Der Steinaltar ist wissenschaftlich noch wichtiger als der erste", betonte Demarest.

Der Altar stammt aus dem Jahr 796 nach Christus. Er wurde in den Boden des königlichen Ballspielplatzes in Cancuen eingesetzt und diente wahrscheinlich gleichzeitig als Torpfosten und Opferaltar. Der auf dem Altar dargestellte König sei Taj Chan Akh Ah Kalomte, der größte aus der langen Dynastie der Herrscher von Cancuén. "Der König lud seine Gäste zum Ballspiel und besiegelte auf diese Weise königliche Bündnisse", sagt Demarest. "Die Gravierungen auf dem Altar zeigen zwei Könige beim Spielen und halten somit den Staatsbesuch fest".

Überleben während der Krise

"Der Altar ist ein Meisterwerk der Maya Kunst", erklärt Inschriftenforscher Federico Fahsen. Der Text enthüllt, dass Taj Chan Akh Allianzen mit militärisch stärkeren Partnern geschlossen hat. "Mit dieser Strategie konnte er seine Macht zu einer Zeit ausweiten, als die meisten anderen Maya Königreiche im Westen zusammenbrachen", sagt Fahsen.

Demarest und seine Kollegen wollen nun die Ausgrabung in Cancuén fortsetzen. Der Steinaltar und andere kürzlich entdeckten Monumenten sollen ihnen auf der Suche nach dem Grab des Königs helfen.

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