Deutschland und andere Walfang-Gegner haben Japans Forderung abgelehnt, in einigen Regionen wieder offiziell Walfang betreiben zu dürfen. Das Vorhaben sei der Versuch, kommerziellen Walfang durch die Hintertür wieder einzuführen, sagte Australiens Umweltminister Malcolm Turnbull zu Beginn der Jahresversammlung der Internationalen Walfangkommission in Anchorage in Alaska. Auch werde man sich nicht auf den Vorschlag einlassen, dass Japan im Gegenzug für eine Jagd-Erlaubnis an anderer Stelle weniger Wale für wissenschaftliche Zwecke erlegen könne.
Wissenschaft und Tradition als Argumente für den Walfang
Weltweit gilt seit 1986 ein Walfang-Verbot, an das sich auch Japan hält. Allerdings nutzt es eine Lücke in dem Verbot und tötet Jahr für Jahr zahlreiche Tiere mit der Begründung, dies diene der Wissenschaft. Nach Ansicht von Volker Homes, Walexperte vom WWF, ist das ein vorgeschobenes Argument: "Man kann Wale erforschen, ohne sie zu töten. Auch wenn man den Mageninhalt oder die Genetik der Wale untersuchen möchte, reicht es, Hautproben zu nehmen."
Zudem hätten sich die Bestände vieler Walarten erholt und könnten in bestimmten Grenzen gejagt werden - was Umweltschützer bestreiten. "Japan hat angekündigt, auch noch Finnwale und Seiwale jagen zu wollen", sagt Homes. "Norwegen will vorwiegend Minkwale und Island Finnwale erlegen." Alle diese Walarten sind bedroht, laut Homes ganz besonders die Finnwale.
Letztes Jahr errangen die Walfänger einen Abstimmungserfolg
Auf der aktuellen Tagung will Japan vorschlagen, dass vier seiner an der Küste gelegenen Gemeinden die Jagd nach einer kleinen Zahl Minkwale erlaubt wird. Die Zahl der Minkwale, die zu wissenschaftlichen Zwecken getötet werden, soll entsprechend gekürzt werden. Japan argumentiert, der Verzehr sei Teil seiner Esskultur.
"Japan will mit diesem Argument erreichen, dass sein Walfang als traditioneller Walfang anerkannt wird - mit dem Ziel, dass es zusammen mit der Inuit-Walfangquote verhandelt wird", sagt Homes. Nach Ansicht des Walexperten ein unzulässiger Versuch, denn "die Inuit konsumieren ihr Walfleisch selbst und leben davon. In Japan landet es in Supermärkten und Restaurants und hat damit einen kommerziellen Aspekt."
Beim der Jahrestagung 2006 hatten Japan, Norwegen, Island und andere Walfang-Befürworter zum ersten Mal seit rund 20 Jahren eine Abstimmung gewonnen. Zwar ging sie mit 33:32 denkbar knapp aus und verabschiedete nur eine nicht bindende Erklärung, die unter anderem das Verbot des kommerziellen Walfangs als nicht mehr notwendig bezeichnete. Allerdings hatte der Sieg hohe symbolische Bedeutung und nährte die Hoffnung der Walfang-Lobby, das Walfang-Verbot bald kippen zu können. Für eine Aufhebung des Verbots müssten drei Viertel der 70 Mitgliedernationen stimmen.