Wissenschaftsjahr 2005 Klima, Klone und Planeten

2005 entdeckten Forscher neue Planeten und neue Tierarten, klonten Hunde und Stammzellen und fanden Lösungen für den Treibhauseffekt. Doch sie hatten auch Unerfreuliches zu verkünden, wie Klimawandel, Artensterben.

Der Klimawandel hat schon jetzt deutliche Spuren hinterlassen und ist kaum mehr zu stoppen. Inzwischen wachsen Stechpalmen in Schweden, wie Forscher der Universitäten Hannover und Lund im Jahr 2005 berichteten. Die Kohlendioxid-Konzentration hat den höchsten Stand der vergangenen 650.000 Jahre erreicht, ergaben Daten aus Luftbläschen in einem Eisbohrkern der Antarktis. Und die gewaltige atlantische Meeresströmung, die Nordeuropa mildes Klima bringt, verlangsamt sich britischen Messungen zufolge.

Die Zerstörungskraft der Hurrikans nahm - wie von Wissenschaftlern prognostiziert - in den vergangenen Jahrzehnten zu. Selbst ein abrupter Kohlendioxid-Stopp könnte den Klimawandel nicht mehr aufhalten. Mindestens 20 Jahre lang steige die Temperatur noch um mehrere zehntel Grad an, berechnete ein französisch-amerikanisches Forscherteam im Juli 2005.

Weltmeere versauern

Ein Lösungsansatz gegen den Treibhauseffekt, wenn auch ein wenig spät, könnte die Kernfusion als Energiequelle sein. Im Juni fiel die Entscheidung, den 4,57 Milliarden Euro teuren Testreaktor ITER in Frankreich zu bauen. Die als vergleichsweise umweltfreundlich geltende Fusion gewinnt Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoffatomkernen. Eine kommerzielle Nutzung der Technik ist jedoch erst in etwa 40 bis 50 Jahren zu erwarten.

Das Kohlendioxid lässt auch die Weltmeere versauern, berichtete ein internationales Forscherteam im Juli. Die akute Hauptgefahr für das Meeresleben ist jedoch die Fischerei, wie das amerikanische Earth Policy Institute im Juni 2005 untermauerte: 2003 zogen Fischer 90 Millionen Tonnen Meerestiere aus dem Wasser, drei Jahre zuvor waren es noch 96 Millionen Tonnen. Dabei hatte sich die Fangtechnik verbessert. Da hilft auch die Entdeckung neuer Arten nichts: Bei den Fidschi-Inseln wurde eine neue Korallenbarschart entdeckt - handgroß und lila.

Neue Affen, geklonte Hunde

Biologen fanden 2005 zudem eine neue Affenart, die Hochland Mangaben, im kaum zugänglichen Regenwald von Tansania. Göttinger Forscher entdeckten zwei neue Halbaffenarten auf Madagaskar, die zu den Gattungen Riesenmausmakis und Mausmakis gehören. Die Umweltstiftung WWF präsentierte im April die mit zehn Zentimetern Länge "größte Kakerlake der Welt". Das Tier lebt auf Borneo. Die Artenzahl steigt damit keineswegs: So ist etwa ein Viertel aller Affen und Halbaffen vom Aussterben bedroht, wie die Weltnaturschutzunion berichtete.

In den Zoo der Klontiere gesellte sich im August der Hund. "Snuppy", ein afghanischer Windhund, stammt aus dem Labor des Südkoreaners Hwang Woo Suk. Der Klonpionier hatte bereits im Mai als erster weltweit maßgeschneiderte embryonale Stammzellen für schwer kranke Patienten geklont. Ende November jedoch trat Starforscher Hwang von allen öffentlichen Ämtern zurück, unter anderem gab er den Vorsitz der erst im Oktober gegründeten Welt-Stammzellenbank in Seoul auf. Er hatte zugegeben, für eine Arbeit Eizellen von zwei seiner Mitarbeiterinnen genutzt und später über den Vorfall falsche Angaben gemacht zu haben. Seine Forschungsarbeit will der 52-Jährige jedoch fortsetzen.

Die UN-Vollversammlung nahm im März lediglich einen unverbindlichen Aufruf zu einem totalen Klonverbot an. Damit scheiterten alle Versuche Deutschlands und anderer Staaten, das Klonen zur Erzeugung von Babys durch eine völkerrechtlich bindende Konvention verbieten zu lassen.

Ist Xena der zehnte Planet?

Zehn Jahre nach der ersten Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems haben Forscher erstmals einen erdähnlichen Planeten im fernen All gefunden. Der Cousin der Erde hat etwa ihren doppelten Durchmesser. Damit ist er der kleinste so genannte Exoplanet. Für Leben ist es auf ihm aber zu heiß. Unser eigenes Sonnensystem hat möglicherweise einen zehnten Planeten. Xena hat sogar einen eigenen Mond. Ob Xena allerdings ein Planet ist, entscheidet die Internationale Astronomische Union vermutlich erst im Frühjahr.

Für die deutsche Forschung brachte das Nobelpreiskomitee eine besondere Freude. Der Münchner Max-Planck-Forscher Theodor Hänsch erhält den Physik-Nobelpreis 2005 für seine Beiträge zur Laserphysik. Diese könnten eines Tages zu exakteren Atomuhren führen. Der Preis durchbricht eine Serie: Alle drei vorangegangenen deutschen Physik- Nobelpreisträger forschten bei der Bekanntgabe der Auszeichnung in den USA.

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Simone Humml/DPA

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