Es ist ein höchst ungewöhnlicher Ort, um den größten Greifvogel Südamerikas vor dem Aussterben zu retten, denn er liegt mitten in Buenos Aires, umgeben von knatternden Bussen und Tausenden Pendlern und dem Gestank der 17-Millionen-Metropole. Dort, in einem ehemaligen Zoo, schließt Luis Jácome, 62, ein drahtiger Mann mit langen grauen Haaren, an einem Sommertag Ende November ein verfallenes Tiergehege auf und verkündet wie ein Zirkusdirektor: "Bereit für ein Wunder der Natur: der Andenkondor."
Der Biologe lüpft das Tuch über dem abgedunkelten Käfig und gibt den Blick frei auf das Kondorweibchen Eluney und seinen Jungvogel mit dem indigenen Namen Kawsarichiq – "Der das neue Leben findet" –, erst sechs Wochen alt.