Der afghanische Staatspräsident Hamid Karsai hat eingeräumt, dass seine Regierung regelmäßig mit Barzahlungen aus dem Nachbarland Iran unterstützt wird. Die iranische Regierung habe Kabul "ein- oder zweimal pro Jahr" Geldbeträge von jeweils bis zu 700 000 Euro zur Verfügung gestellt, sagte Karsai am Montag im Präsidentenpalast von Kabul. Mit seiner Äußerung reagierte der Staatschef auf einen Artikel in der "New York Times".
Das US-Blatt hatte am Wochenende berichtet, Karsais Stabschef Umar Daoudsai werde seit Jahren vom Iran mit Millionenbeträgen geschmiert, um in Kabul die Interessen Teherans zu vertreten. So soll der Stabschef unter anderem Bargeld an afghanische Politiker und Stammesführer gezahlt haben, um sich deren Loyalität zu erkaufen.
Karsai wies die Vorwürfe zurück. "Daoudsai empfängt die Hilfe auf meine Anordnung", sagte er. Das Geld werde für "Sonderausgaben" des Präsidentenpalastes verwendet. Auch die US-Regierung sei darüber informiert. "Barzahlungen werden von mehreren befreundeten Ländern geleistet, um dem Büro des Präsidenten zu helfen und um Mitarbeiter sowie Menschen außerhalb der Regierung auf verschiedene Weise zu unterstützen." Das sei alles transparent. Nichts werde versteckt.
"Wir sind dankbar für die iranische Hilfe", so Karsai weiter. Denn als Gegenleistung habe der Iran vor allem gutnachbarschaftliche Beziehungen verlangt. "Das ist eine Beziehung zwischen Nachbarn. Sie wird bestehenbleiben, und wir werden Iran auch weiterhin um Bargeldhilfe ersuchen."
Die US-Regierung wirft Teheran vor, in Afghanistan ein "doppeltes Spiel" zu spielen und die auf Stabilität gerichteten Anstrengungen der westlichen Staaten in Afghanistan zu untergraben. So soll der Iran neben der afghanischen Regierung auch mehrere Aufständischengruppen im Land finanziell unterstützen.
Entsprechend warf auch US-Außenamtssprecher Philip Crowley am Montag die Frage auf, was der Iran mit seinen finanziellen Hilfen bezwecke. Die USA befürworteten Unterstützung für Afghanistan aus jedwedem Land, aber "wir machen uns Sorgen über den Iran und die Rolle, die er in den Angelegenheiten vieler seiner Nachbarn spielt, Afghanistan eingeschlossen", sagte der Sprecher.
Crowley sagte weiter, dass auch die US-Regierung in einem Fall Kabul Hilfe in Form von Bargeld habe zukommen lassen. Das sei am Anfang der US-Intervention in Afghanistan gewesen, als die dortige Regierung noch nicht zur Handhabung elektronischer Überweisungen in der Lage gewesen sei.