Die bisher größte deutsch-afghanische Militäroffensive im Norden des Landes ist beendet. Von den 300 beteiligten deutschen Soldaten kam niemand während der neuntägigen Operation zu Schaden, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag in Berlin mit. Der gemeinsame Einsatz mit 900 afghanischen Sicherheitskräften unter deren Führung sei in der Nacht zum Dienstag vorläufig zum Abschluss gebracht worden. Die Auswertung dauere an, weitere Einzelheiten wurden nicht genannt. Nach afghanischen Angaben aus der vorigen Woche starben vier afghanische Soldaten und 17 Aufständische, viele Kämpfer wurden verletzt.
Die Offensive war am 19. Juli in der Region Kundus gestartet worden, um die Lage rechtzeitig vor der Präsidentschaftswahl am 20. August wieder in den Griff zu bekommen. Bei der Operation setzte die Bundeswehr erstmals in Afghanistan Panzer und schwere Waffen ein. Ein Bundeswehrfahrzeug wurde bei einem Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille am Samstag nahe der Stadt Kundus beschädigt. Deutsche Soldaten wurden aber auch hier nicht verletzt.
Die Region war nach afghanischen Angaben zuletzt so gefährlich geworden, weil die radikal-islamischen Taliban versuchten, die Nachschubwege der Nato zu zerstören. Durch den Norden Afghanistans verläuft eine Hauptversorgungsstrecke der westlichen Truppen.
Die Taliban rufen die afghanische Bevölkerung nun zu einem Boykott der Präsidentschaftswahlen auf. In einer am Donnerstag verbreiteten Internetbotschaft der Aufständischen heißt es, die Wahlen würden von den "Amerikanern" gesteuert und führten nicht zur "wahren Unabhängigkeit" Afghanistans. Daher sollten sich die Afghanen dem "Widerstand" gegen die ausländischen Truppen anschließen. Weiter heißt es, Taliban-Kämpfer sollten "Feinde angreifen" und die Menschen davon abhalten, an den Wahlen teilzunehmen.