Der Konflikt zwischen Türken und Kurden reicht in der Geschichte weit zurück. Und auch hier in Deutschland gibt es immer wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen Vertretern kurdischer und türkischer Seite. Woher kommt der Hass? In dieser DISKUTHEK-Folge streiten Cansu Özdemir (kurdischer Abstammung) und Tuğrul Selmanoğlu (Deutsch-Türke) über die PKK, Erdogan und die türkische Militäroffensive in Nordsyrien.
DISKUTHEK: Steht den Kurden ein eigener Staat zu?
Sie sehen sich als "größtes Volk ohne Land": Die zirka 30 Millionen Kurden. Rund die Hälfte von ihnen lebt in der Türkei. Der Rest verteilt auf der Welt. Steht dem kurdischen Volk ein eigener Staat zu? Bei dieser zentralen Frage gehen die Meinungen in der DISKUTHEK weit auseinander. Unternehmer und Mitglied der Erdogan-Partei AKP Tuğrul Selmanoğlu findet, dass die Kurden schon ein Land haben – nämlich die Türkei. Er sagt: "Die Türkei ist auch das Land der Kurden." Die Hamburger LINKEN-Politikerin Özdemir sieht das anders. Ihrer Meinung nach steht dem kurdischen Volk ein autonomer Staat zu. Dazu verweist sie unter anderem auf die Geschichte der Kurden: "Wer sich die Geschichte der Kurdinnen und Kurden anguckt, weiß, dass sie immer wieder verfolgt wurden." Sie zeigt in der Diskussion Verständnis für Menschen, die sich der in Deutschland als Terrororganisation eingestuften PKK anschließen, "um sich zur Wehr zu setzen". Ihrer Meinung nach fühle sich ein Großteil der Kurden von der PKK, die seit vielen Jahren auch mit Anschlägen für einen kurdischen Staat kämpft, vertreten.
Erdogans Umgang mit den Kurden wird scharf kritisiert
Für Selmanoğlu ist die Sache unterdessen klar: "Die PKK ist eine Terrororganisation – und mit Terrorristen wird nicht verhandelt." Sie sei in seinen Augen “nichts Anderes als der IS”. Er verteidigt in der Diskussion immer wieder die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogans – und betont, dass es nach seiner Ansicht den Kurden in der Türkei niemals zuvor besser gegangen sei. Der Umgang Erdogans mit den Kurden stand allerdings auch in Deutschland immer wieder in der Kritik, weil der Friedensprozess mit den Kurden und nicht zuletzt die direkten Gespräche mit dem inhaftierten PKK-Anführer Abdullah Öcalan zurückgefahren wurden. Auch der umstrittene Einmarsch des türkischen Militärs in ein von Kurden kontrolliertes Gebiet in Nordsyrien wird von der deutschen Politik kritisiert.

In der DISKUTHEK geht es außerdem um die Frage, ob Kurden unter Erdogan "Bürger zweiter Klasse" sind und ob der Westen die Kurden im Stich gelassen hat.
Zu den DISKUTHEK-Gästen:
Cansu Özdemirs Eltern sind kurdische Einwanderer. Sie selbst hat Kulturanthropologie und Politikwissenschaften studiert und ist mittlerweile Fraktionsvorsitzende der Partei "Die Linke" in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Tuğrul Selmanoğlu hat sowohl die türkische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Er ist Unternehmer, AKP-Mitglied und schreibt als Blogger und Kolumnist für Erdogan-nahe Medien.
Du hast Fragen zum Konflikt zwischen Kurden und Türken? Hier findest du weitere Infos: http://www.bpb.de/internationales/europa/tuerkei/257585/militaerisch-unloesbar
Moderation: Aimen Abdulaziz-Said
Redaktionsleitung: Hendrik Holdmann
Redaktion: Aimen Abdulaziz-Said, Svenja Napp
Redaktionelle Mitarbeit: Wyn Matthiesen
Kamera: Jannis Borsdorf, Steven Montero, Edgars Noskovs
Schnitt und Grafiken: Edgars Noskovs
Grafisches Konzept: Vladislav Estrin, Edgars Noskovs
Regie: Isa von Heyl
Head of Video stern: Isa von Heyl
Projektleitung: Katharina Grevenhorst
Produktionsleitung, Aufnahmeleitung: Christoph von Gülich
Faktencheck: Michael Lehmann