Eine schwere Explosion im Norden Afghanistans hat am Wochenende zwei Bundeswehrsoldaten das Leben gekostet. Das bestätigte das Einsatzführungskommando in Potsdam. Ein weiterer deutscher Soldat der internationalen Schutztruppe ISAF wurde durch die Druckwelle verletzt, zwei erlitten Schocks. Auch mindestens fünf afghanische Helfer starben bei der Detonation, die sich nahe Kundus beim Verladen abgegebener Waffen und Munition ereignete.
Zur Klärung der Ursache werde eine Untersuchungskommission deutscher Spezialisten entsandt, kündigte ein Sprecher des für Auslandseinsätze zuständigen Kommandos an. Er betonte jedoch, man gehe von einem Unfall aus. Ein Anschlag gelte "nach derzeitigen Erkenntnissen als unwahrscheinlich". Die Angehörigen der Betroffenen seien bereits verständigt.
Fischer und Karsai kondolieren
Der afghanische Präsident Hamid Karsai äußerte sich "zutiefst betrübt über diesen unglückseligen Vorfall" und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. "Die ISAF-Soldaten und die afghanischen Arbeiter haben ihr Leben im Dienste Afghanistans verloren, und das afghanische Volk dankt ihnen für ihr Opfer."
Auch Außenminister Joschka Fischer kondolierte der Bundeswehr und den Angehörigen der Opfer. "Das ist eine tragische Nachricht", sagte er. Der Vorfall zeige, wie gefährlich die Mission sei. Fischer verwies darauf, dass dies ein "Einsatz für die Sicherung des Friedens, nicht für nationale Interessen" sei. Die FDP-Fraktion bekundete tiefes Mitgefühl und kündigte an, in der nächsten Sitzung des Verteidigungsausschusses ausführlich zu dem Unfall Bericht erstatten zu lassen.
Wie der Bundeswehrsprecher und Major Joseph Bowman von der "International Security Assistance Force" in Kabul berichteten, ereignete sich die Explosion am späten Samstagnachmittag in Rustak in der Provinz Takhar, rund 120 Kilometer nordöstlich von Kundus. Dort wurden in der Nähe eines Flugplatzes von einheimischen Warlords abgegebene Waffen und Munition gesammelt und sollten zur Vernichtung abtransportiert werden. Beim Verladen auf zwei zivile LKWs halfen Einheimische den in Kundus stationierten Bundeswehrsoldaten als Träger.
Dabei gab es der Schilderung zufolge zwei große Explosionen, beide LKWs flogen in die Luft. Die Wucht der Detonation und die einsetzende Dunkelheit erschwerten die Identifizierung der Opfer, so dass die beiden umgekommenen Bundeswehrsoldaten zunächst als vermisst galten. Erst am Sonntag konnte das Führungskommando den Tod der "erfahrenen Soldaten" bestätigen. Ihre sterblichen Überreste sollten zunächst nach Kundus gebracht werden.
Verletzte kommen nach Koblenz
Der verletzte Bundeswehrsoldat und ein ebenfalls verwundeter afghanischer Übersetzer wurden im Feldlazarett in Kundus versorgt und sollten spätestens am Montag in das Bundeswehr-Zentralkrankenhaus Koblenz geflogen werden. Zwei Soldaten erlitten Schocks und wurden psychologisch betreut.
Die Bundeswehr beteiligt sich seit Dezember 2001 an der "International Security Assistance Force" (Isaf), die im Auftrag der Vereinten Nationen die afghanischen Autoritäten beim Aufbau demokratischer staatlicher Institutionen und bei der Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit unterstützt. Von den rund 2.000 Mann sind etwa 300 in Kundus stationiert.