Der blutige Terror in der auch bei Touristen beliebten kenianischen Küstenregion fordert neue Opfer: Bei einem bewaffneten Angriff in einem Ort nahe der Urlaubsinsel Lamu haben Islamisten mindestens 48 Menschen getötet. Sie bekennen sich zur Bluttat.
Dies teilte das örtliche Rote Kreuz mit. Am Montag schließlich bekannte sich die somalische Islamisten-Miliz Al-Shabaab in einem Schreiben an den arabischen Sender Al-Dschasira zu der Bluttat und kündigte weitere Aktionen an. "Macht euch gefasst auf die Verwüstungen des Krieges und dessen, was ihr mit eigener Hand gesät habt", heißt es.
Zahl der Opfer könnte noch steigen
"Die Situation sieht nicht gut aus", zitierte die Zeitung "Standard" am Montag Polizeisprecher David Kimaiyo. "Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen."
Der Ort Mpeketoni habe am Montag einer "Geisterstadt" geglichen, hieß es. Die meisten Bürger seien geflohen, andere würden vermisst. Ausländer kommen nur selten dorthin und fliegen stattdessen gleich auf das 50 Kilometer entfernte Archipel Lamu.
Die Behörden vor Ort hatten vorerst keine näheren Erkenntnisse zu den Tätern und deren Hintergründen. "Wir wissen noch nicht, ob es Militante der Al-Shabaab waren", sagte Kimaiyo der Zeitung. Jedoch sollen die Täter islamische Parolen gerufen haben, als sie das Dorf stürmten.
Angreifer schossen wahllos um sich
Die rund 50 Angreifer seien am Sonntagabend in zwei Kleinbussen in den Ort Mpeketoni gefahren, als viele Bürger in öffentlichen Bars ein Spiel der Fußball-WM in Brasilien verfolgten. Sie hätten wahllos um sich geschossen, erklärte Kimaiyo. Im Visier der Täter standen vor allem zwei Hotels, eine Bank und ein Polizeirevier. Ein Zeuge sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Täter seien in den Hotels von Zimmer zu Zimmer gegangen und hätten die Gäste in ihren Betten ermordet.
Mehrere Gebäude wurden niedergebrannt. Es kam zu einem Schusswechsel mit der Polizei. Die Attacke dauerte mehrere Stunden - erst gegen Mitternacht zogen sich die Männer zurück.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Überfall von Islamisten auf einen Ort in Kenia unterdessen auf das Schärfste verurteilt. Er vertraue darauf, dass die Behörden alles in ihrer Macht stehende unternehmen werden, um die Verantwortlichen gemäß der Menschenrechtsverpflichtungen des Landes zur Rechenschaft zu ziehen, teilte ein UN-Sprecher mit.
Die Al-Shabaab kämpft seit Jahren für einen Gottesstaat am Horn von Afrika, der sich am "Heiligen Krieg" (Dschihad) beteiligen soll. Ihre Heimat ist Somalia, doch schlagen die Kämpfer auch jenseits der Grenzen zu - auch in Kenia. Das ostafrikanische Land hat in Somalia Truppen stationiert, die gegen Al-Shabaab kämpfen.
Anschläge auf Touristen-Ballungspunkte
Ein Shabaab-Kommando hatte im September 2013 ein Einkaufszentrum in Nairobi überfallen. Mehr als 60 Menschen wurden getötet. Auch an der bei Urlaubern beliebten Küste hatten die Islamisten immer wieder kleinere Anschläge verübt.
Mpeketoni liegt an der Hauptstraße, die nach Lamu führt. Die kleine Insel mit ihren weißen Stränden und dem türkisblauen Meer war viele Jahre lang bei Touristen aus aller Welt beliebt. Nachdem Extremisten 2011 eine Britin aus einem Hotel auf dem Archipel ins nahe Somalia entführt hatten, war der Tourismus aber eingebrochen. Ihr Mann wurde kaltblütig erschossen. Die Geisel kam nach sechs Monaten wieder frei.