Verbrechen in Brasilien Mordgeständnis im Fall der zwei Vermissten am Amazonas – Polizei findet "menschliche Überreste"

Auf der Suche nach den beiden Vermissten im Amazonas untersuchen Forensiker der Polizei ein Boot
Auf der Suche nach den Vermissten im Amazonas untersuchen Forensiker der Polizei ein Boot, das die beiden benutzt haben sollen
© BRAZILIAN FEDERAL POLICE / AFP
Sehen Sie im Video: Suche nach Dom Philips und Bruno Pereira findet trauriges Ende.




Ermittlungs-Erfolg in Brasilien. Die Polizei hat bei ihrer Suche nach dem vermissten britischen Journalisten Dom Phillips und dem brasilianischen Indigenen-Experten Bruno Pereira menschliche Überreste gefunden, nachdem ein Verdächtiger gestanden hatte, die beiden im Amazonas-Gebiet getötet zu haben. Nach Angaben der Behörden handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen Fischer, der mit Pereira wegen dessen Bemühungen, illegalen Fischfang in indigenen Gebieten zu bekämpfen, aneinandergeraten war. Der Verdächtige führte die Polizei zu einer abgelegenen Stelle, wo menschliche Überreste ausgegraben wurden. Das erklärte die Polizei auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Diese jüngste Entwicklung markiert den düsteren Abschluss eines Falles, der weltweit für Aufregung gesorgt hatte. Allerdings wird noch gegen weitere verdächtige Mittäter ermittelt. Phillips, ein freiberuflicher Journalist, der bereits für den Guardian und die Washington Post geschrieben hatte, soll in dem abgelegenen Dschungelgebiet, nahe der Grenze zu Kolumbien und Peru, für ein Buch recherchiert haben.
Seit mehr als zehn Tagen werden ein britischer Journalist und sein Begleiter im Amazonasgebiet vermisst. Nun deuten die Ermittlungen der Polizei vor allem in eine Richtung.

Vieles deutet mittlerweile darauf hin, dass ein vermisster britischer Journalist und ein ebenfalls verschollener Indigenen-Experte im abgelegenen Amazonasgebiet Brasiliens getötet wurden. Zwei Verdächtige wurden bislang festgenommen, einer von ihnen gestand nun, er sei an einem Mord an den beiden beteiligt gewesen, wie die Bundespolizei in Manaus am Mittwochabend mitteilte. Er habe die Polizei zu "menschlichen Überresten" geführt – diese sollten nun untersucht werden. Die beiden Vermissten sollen einem Ermittler zufolge erschossen worden sein.

"Auch wenn wir noch die endgültigen Bestätigungen abwarten, beendet dieser tragische Ausgang unsere Ängste und Qualen, nicht zu wissen, wo Dom und Bruno sind", schrieb Alessandra Sampaio, die Frau von Dom Philipps, in einer Mitteilung. "Jetzt können wir sie nach Hause bringen und mit Liebe verabschieden." Zudem beginne die Suche nach Gerechtigkeit.

Indigene hatten Suche nach Vermissten im Amazonasgebiet vorangetrieben

Die Indigenen-Vereinigung des Javari-Tals beklagte den "unschätzbaren Verlust" von "zwei Partnern". Es waren vor allem die Indigenen der Region gewesen, die die Suche nach den Vermissten von Anfang an vorangetrieben hatten. Der Fundort liegt laut Polizei gut drei Kilometer von dort entfernt, wo persönliche Gegenstände von Dom Phillips und Bruno Pereira gefunden wurden.

Das Motiv für das mutmaßliche Verbrechen blieb zunächst noch unklar. Regionale Medien spekulierten, Phillips und Pereira könnten Opfer eines Hinterhalts im Auftrag von Drogenhändlern geworden sein. Ein weiterer Ermittlungsstrang nimmt den Zusammenhang mit illegalem Fischfang und der Jagd in den Blick.

Phillips und Pereira waren nach Angaben einer regionalen Ureinwohner-Organisation nicht wie geplant am 5. Juni mit dem Boot in der Stadt Atalaia do Norte angekommen. Zuvor hatte Pereira bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein. Er hatte illegale Machenschaften im Vale do Javari für die Behörden aufgezeichnet.

Gut eine Woche nach dem Verschwinden der Männer waren laut Medien persönliche Gegenstände von ihnen gefunden worden. Am Mittwoch war ein zweiter Verdächtiger festgenommen worden. Er ist Fischer und Bruder des bis dahin einzigen festgenommenen Verdächtigen.

Brasilien immer gefährlicher für Umweltschützer

Das Javari-Tal ist mit einer Fläche etwas größer als Österreich eines der größten indigenen Gebiete Brasiliens. Viele Indigene leben dort isoliert. Das Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien ist durch illegale Goldsuche, Abholzung, Jagd und illegalen Fischfang sowie Drogenschmuggel zudem besonders konfliktreich.

"All dies hat mit der systematischen Schwächung der Indigenen- und Umweltbehörden sowie der Bundespolizei durch die Regierung gigantische Ausmaße angenommen", hieß es in einem Bericht des brasilianischen Fernsehens zu der Frage, weshalb das Javari-Tal zu einem der gefährlichsten Gegenden des Amazonasgebiets geworden sei. "Brasilien befindet sich in einer Situation, die an Barbarei grenzt, und dieses Szenario kann nicht weiter fortschreiten", hieß es in einem Tweet von Greenpeace Brasilien.

Das Land ist der Nichtregierungsorganisation Global Witness zufolge im Jahr 2020 das viertgefährlichste Land für Umweltschützer gewesen, 20 Naturschützer und Umweltaktivisten wurden getötet. Unter den Opfern waren in den vergangenen Jahren die US-Umweltaktivistin Dorothy Stang und der als "Hüter des Waldes" bekannte Aktivist Paulo Paulino Guajajara.

DPA · AFP
les / Martina Farmbauer