Die Lage in Bangkok ist nach der Aufgabe und Verhaftung der politischen Führung der thailändischen Protestbewegung unverändert gespannt. Am Morgen lieferten sich Soldaten im Geschäftsviertel Schusswechsel mit einigen der sogenannten Rothemden, die sich noch immer dort verschanzt hielten. Bewohner der Stadt plünderten die riesige Zeltstadt, in der die Regierungsgegner wochenlang ausgeharrt hatten. Die seit Mittwochabend geltende Ausgangssperre wurde um drei Tage verlängert. Ein Armeesprecher sagte, die Maßnahme gelte für Bangkok und 23 weitere Provinzen des Landes jeweils von 21 Uhr bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr.
Am Morgen drang eine Spezialeinheit der Polizei in einen Tempel in dem einstigen Protestareal vor, in dem zwischen 1000 und 2000 Frauen und Kinder Zuflucht gesucht hatten. Dabei gaben sie als Drohgebärde Schüsse in die Luft ab und löst so eine Panik in dem Gebäude aus. Nach Berichten von Augenzeugen wurde kein Widerstand geleistet. In der Kirche wurden unterschiedlichen Quellen zufolge zwischen sechs und neun Leichen gefunden. Sie sollen während der Unruhen am Mittwoch getötet worden sein. Im Kerngebiet der Demonstranten im Ratchaprasong-Viertel hatte die Armee am Donnerstag nach 24 Stunden noch immer nicht die volle Kontrolle erlangt.
"Die Nacht verlief ruhig"
Die Bangkoker Innenstadt war am Mittwoch zu einem brennenden Schlachtfeld geworden. Regierungstruppen und militante Rothemden lieferten sich heftige Auseinandersetzungen. Auch am Donnerstag brannten noch zahlreiche Feuer im Stadt. Die Lage hat sich wegen der verhängten Ausgangssperre aber beruhigt. "Polizei und die Armee haben an den Ministerpräsidenten berichtet, dass die Nacht ruhig verlief", sagte ein Armeesprecher.
Am Mittwoch waren nach jüngsten Angaben 14 Menschen - darunter ein italienischer Fotojournalist - während der stundenlangen Kämpfe getötet worden, Dutzende wurden verletzt. Die Börse, mehrere Banken, der Hauptsitz der Städtischen Stromversorgung und eine Luxus-Einkaufsmeile gingen in Flammen auf. Dicke Rauchwolken standen über der Zehn-Millionen-Einwohnerstadt.
Seit Beginn der Unruhen vor einer Woche sind in Bangkok mindestens 74 Menschen getötet worden. Seit sechs Wochen hatten mehrere tausend Demonstranten das Rajprasong-Viertel besetzt und zunächst friedlich den Rücktritt der Regierung und Neuwahlen gefordert. Eine Einigung war aber an Detailfragen gescheitert.
US-Regierung besorgt über Eskalation
Die internationale Gemeinschaft hat sich besorgt über die Eskalation der Gewalt in der thailändischen Hauptstadt gezeigt. Angesichts der Unruhen rief die US-Regierung die oppositionellen Rothemden zur Ruhe. Washington sei "tief besorgt" darüber, dass Regierungsgegner brandschatzend durch die Straßen zögen, sagte ein Sprecher des US-Außenamtes. Die US-Regierung begrüßte zugleich, dass sich mehrere Anführer der Polizei stellten.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief Demonstranten und Regierung zur Vernunft und zur Zurückhaltung auf. "Die Gewalt wird nichts lösen", teilte ihre Sprecherin mit. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich "tief besorgt" über die Spirale der Gewalt in Bangkok. Er forderte beide Seiten auf, "jedes Mittel" zu ergreifen, um ein weiteres Blutvergießen zu verhindern.