Anschlag auf Wissenschaftler Iraner beschuldigen USA und Israel

Der iranische Atomwissenschaftler Massoud Mohammadi ist bei einem Bombenanschlag getötet worden. Ob der Atomkonflikt des Mullahregimes eine Rolle spielt, ist noch ungeklärt. Iranische Medien verdächtigen aber schon einmal die USA und Israel.

Bei einem Bombenanschlag in der iranischen Hauptstadt Teheran ist am Dienstag nach offiziellen Medienberichten ein Universitätsprofessor getötet worden. Der Nuklearphysiker Massud Mohammadi wurde auf dem Weg zur Arbeit bei der Explosion eines ferngezündeten Sprengsatzes vor seinem Haus in den Tod gerissen, wie der staatliche Fernsehsender Press TV berichtete. Die Bombe war demnach an einem geparkten Motorrad befestigt und wurde ferngesteuert zur Explosion gebracht.

Die Regierung in Teheran und iranische Medien beschuldigten Washington und Jerusalem, hinter dem Attentat zu stecken. Ein Sprecher des Außenministerium erklärte, es gebe Anzeichen dafür, dass die USA und Israel in den Vorfall verwickelt seien. Im Staatsfernsehen hieß es, der "revolutionäre Professor" sei als "Märtyrer" in einem von "Konterrevolutionären und Elementen der weltweiten Unterdrückung" verübten Anschlag getötet worden. Die USA, Israel und "deren Agenten" werden häufiger vom Iran beschuldigt, in Attacken gegen das Land verstrickt zu sein, ohne dass allerdings Beweise für die Anschuldigung vorgelegt würden.

Verbindung zum Atomprogramm?

Nach Angaben des Teheraner Chefanklägers Abbas Dschafari Dolatabadi war Mohammadi als Atomphysiker an der Universität der Hauptstadt tätig. Er soll 50 Jahre alt gewesen sein. Ob der Getötete mit dem umstrittenen iranischen Atomprogramm in Verbindung stand, war zunächst nicht bekannt. Die Atompolitik des Landes wird im Westen mit Argwohn betrachtet. Vorwürfe, das Land strebe nach Atomwaffen, wurden von der Regierung in Teheran stets zurückgewiesen.

Mohammadi hatte sich bei der Präsidentenwahl im Juni offen für Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi ausgesprochen. Sein Name erschien vor der Abstimmung auf reformorientierten Websites zusammen mit denen von rund 240 Hochschullehren, die den Herausforderer von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad unterstützten. Die Teheraner Universität, an der er unterrichtete, stand im Zentrum von Studentenprotesten gegen die Regierung.

Der Iran erlebt derzeit eine der schwersten innenpolitischen Unruhen seit der Revolution 1979. Ursache sind gewaltsame Proteste der Opposition, die von Fälschungen bei der Präsidentenwahl spricht.

Rätselhafte Vorfälle mit Atomwissenschaftlern

Im Juni war ein iranischer Kernforscher während einer Pilgerreise nach Mekka verschwunden. Bis heute ist ungeklärt, ob Schahram Amiri verschleppt wurde oder übergelaufen ist. Teheran warf dem Westen vor, in seine Entführung verwickelt zu sein.

Im Jahr 2007 starb ein iranischer Atomwissenschaftler an einer Gasvergiftung. Dass sein Tod erst nach einer Woche publik gemacht wurde, ließ Spekulationen über eine Beteiligung des israelischen Geheimdienstes laut werden.

DPA · Reuters
Reuters/APN/DPA