Blutiger Sekten-Terror in Nigeria: Bei einer Serie von Anschlägen auf Kirchen und die Sicherheitsbehörden sind in dem westafrikanischen Land Dutzende Menschen getötet worden. Das nigerianische Rote Kreuz sprach von 65 Toten im Bundesstaat Yobe, in anderen Berichten ist laut der nigerianischen Zeitung "The Nation" von über 90 Toten die Rede.
Zu den Taten bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram. Zugleich kündigte die Gruppierung weitere Anschläge auf Regierungseinrichtungen an, "solange die Sicherheitskräfte nicht aufhören, unsere Mitglieder und Zivilisten zu verfolgen". Präsident Goodluck Jonathan verurteilte die Anschläge. Er habe die Festnahme der Attentäter "dieser abscheulichen Taten" angeordnet, sagte sein Sprecher Reuben Abati.
Begonnen hatte die Anschlagsserie am Freitag, zwei Tage vor Beginn des islamischen Opferfestes Eid el Adha, im Bundesstaat Borno. In der dortigen Bundeshauptstadt Maiduguri sprengten Sektenmitglieder einen mit Sprengstoff beladenden Jeep vor dem Polizeihauptquartier in die Luft. Wie ein AFP-Reporter berichtete, wurde das Hauptquartier komplett zerstört, noch 24 Stunden nach dem Angriff stieg Rauch auf. Vor dem Gebäude waren ausgebrannte Autos zu sehen. Aufgabe der Behörde sei es, den Kampf gegen die Sekte zu koordinieren, berichtete die Zeitung "The Nation".
Bomben auf Kirchen und Kneipen
Später begann dann die 90-minütige Anschlagserie in der Hauptstadt des angrenzenden nordöstlichen Bundesstaates Yobe, Damaturu. Neben Banken, Polizeistationen wurden vor allem katholische Kirchen und ein theologisches Seminar angegriffen. Ein katholischer Priester sagte "The Nation", seine Kirche sei niedergebrannt worden, acht anderer Kirchen seien attackiert worden. Banden junger Männer seien durch die Straßen gezogen und hätten Brandbomben in die Kirchen geworfen.
Nach Angaben des BBC-Korrespondenten in Nigeria gab es auch längere Schusswechsel, zahlreiche Bewohner hätten fluchtartig die betroffenen Viertel verlassen. Auch am Sonntag herrschte unter den Bewohnern immer noch Angst. Viele Menschen fürchteten, dass Boko Haram noch einmal zuschlagen könnte, berichtete die BBC aus Nigeria.
Seit Monaten hatten Mitglieder der Sekte immer wieder Bomben in Kneipen geworfen, die sie als Ort der Sünde ablehnen. Im August waren bei einem Selbstmordanschlag auf die UN-Gebäude in der Hauptstadt Abuja mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Auch in diesem Fall wurde die Boko Haram als Drahtzieher vermutet. Die Sekte lehnt jeden westlichen Lebensstil ab und strebt die Errichtung eines islamischen Staates im Norden des westafrikanischen Landes an. Die 2002 gegründete Gruppe bezeichnet sich selbst auch als "nigerianische Taliban".
Nigeria ist zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem überwiegend von Christen besiedelten Süden gespalten. Zwischen den Religionsgruppen bestehen seit langem Spannungen, die immer wieder in Gewalt münden. Ein 2009 von Boko Haram in Maiduguri initiierter Aufstand wurde von der Armee blutig niedergeschlagen.