Anti-Terror-Kampf Briten debattieren über Afghanistan-Einsatz

Die britische Regierung ist mit zunehmender Kritik an ihrer Militärstrategie in Afghanistan konfrontiert. Nachdem dort binnen 24 Stunden acht britische Soldaten ums Leben kamen, scheint die Unterstützung für den Einsatz auf breiter Front zu bröckeln.

Der drohende Stimmungsumschwung hat am Wochenende sogar US-Präsident Barack Obama auf den Plan gerufen. Dieser verwies auf die Notwendigkeit, Afghanistan und Pakistan nicht zu einem Zufluchtsort für Terroristen werden zu lassen. Mit den jüngsten Opfern stieg die Zahl der in Afghanistan getöteten britischen Soldaten auf bislang 184 - fünf mehr als im Irak. Premierminister Gordon Brown verteidigte am Samstag die Strategie seiner Regierung. Es gehe darum, die terroristischen Netzwerke in Afghanistan und Pakistan auszuschalten, die Regierungen beider Länder gegen die Taliban zu unterstützen, den Heroin-Handel zu bekämpfen und langfristig für Stabilität zu sorgen, schrieb Brown an den zuständigen Parlamentsausschuss.

Die Kommandeure vor Ort seien vom Erfolg ihrer Mission überzeugt. Doch solche Argumente könnten bald nicht mehr fruchten, wie es in einem Leitartikel der Zeitung "Observer" am Sonntag hieß. "Wenn sich die Umstände nicht dramatisch ändern, wird die Öffentlichkeit beschließen, dass der Preis für den Einsatz zu hoch ist." Wenn mit einem Abzug aus Afghanistan das Leben von Soldaten gerettet werden könne, sei das ein größerer Nutzen als "die unbewiesene Hypothese", man könne mit einem tausende Meilen entfernten Krieg dem Terrorismus Einhalt gebieten.

Nicht genügend Hubschrauber

Kritiker bemängeln vor allem die ihrer Ansicht nach unzureichende Ausrüstung der Streitkräfte. So beklagte Oppositionsführer David Cameron, es sei ein Skandal, dass die in Afghanistan eingesetzten Soldaten nicht über genügend Hubschrauber verfügten. Militärfachleute verweisen darauf, dass die größte Gefahr für die britischen Truppen von Bomben am Straßenrand ausgeht. Ein Truppentransport per Hubschrauber könnte das Risiko daher erheblich verringern. Dass der bislang parteiübergreifende Konsens im Hinblick auf den Afghanistan-Einsatz Risse bekommt, zeigte sich schon am Freitag: Der Vorsitzende der Liberaldemokraten, Nick Clegg, schrieb in einem Gastbeitrag für den "Daily Telegraph", er frage sich, ob die britischen Truppen alle Mittel erhielten, die sie für ihre Aufgabe benötigen. Die rund 8.000 britischen Soldaten kämpfen derzeit in der südafghanischen Provinz Helmand gegen die Taliban - Seite an Seite mit mehreren tausend US-Marineinfanteristen.

Obama betonte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Fernsehsenders Sky News, für die Europäer stehe mindestens genauso viel auf dem Spiel wie für die Amerikaner, wenn nicht sogar mehr. Zwtl: Tote bei Gefechten und Anschlägen Wie die US-Truppen mitteilten, wurden bei Bombenanschlägen im Süden Afghanistans am Samstag erneut vier US-Soldaten getötet. Außerdem erlag ein Soldat seinen Verletzungen, die er bei Kämpfen im Juni erlitten hatte. Damit sind allein in diesem Jahr 106 amerikanische Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen. Bei einem Gefecht in der Provinz Urusgan kamen nach Polizeiangaben zwölf Taliban-Kämpfer ums Leben. Insgesamt sechs Polizisten wurden bei zwei Bombenanschlägen in den Provinzen Logar und Helmand getötet. In der Provinz Kunar kostete ein Schusswechsel zwischen Aufständischen und Soldaten eine Zivilperson das Leben. In Paktia wurden nach Angaben der Provinzregierung zwei Aufständische und ein Polizist bei einem Gefecht getötet.

AP
AP