Besuch in Kiew Der US-Außenminister hat es wieder getan: Blinken "rockt die freie Welt" mit roter E-Gitarre

US-Außenminister Blinken rockt in Kiewer Bar für die freie Welt
US-Außenminister Blinken rockt in Kiewer Bar für die freie Welt
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Sehen Sie im Video: US-Außenminister Blinken rockt in Kiewer Bar für die freie Welt – "USA stehen hinter euch".
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Mit schwarzem Hemd und roter Gitarre steht der Chefdiplomat der USA auf einer Bühne in Kiew. Antony Blinken besucht die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieg zum vierten Mal – und überrascht mit einem unerwarteten Auftritt.

Der US-Außenminister hat sich wahrlich passende Zeilen für seine Botschaft an die Ukraine – und alle anderen – herausgesucht: "We'll have to keep on rockin' in the free world", wir müssen in der freien Welt weiter rocken. Ein Song, den Neil Young 1989 kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Fall der Berliner Mauer veröffentlichte. Eine interessante Wahl nach einem langen Tag in Kiew.

Am Dienstagmorgen war Antony Blinken mit dem Nachtzug in der ukrainischen Hauptstadt angekommen. Er traf den Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und erneuerte sein Versprechen: Die neuen US-Militärhilfen im Wert von 61 Milliarden US-Dollar seien nach der Verzögerung durch rechte Republikaner "auf dem Weg". Danach traf er seinen Amtskollegen Dmytro Kuleba, mit dem er Pizza in einer von einem Kriegsveteranen eröffneten Pizzeria aß. Abends dann war Raum für die semi-private Leidenschaft von Joe Bidens Chefdiplomaten: Musik und Gitarrenriffs.

Aufmerksamkeit in den sozialen Medien

In der Jazz- und Cocktailbar "Barman Dictat" trat eine Liveband auf. Nach ein paar Songs rief der Frontmann Blinken auf die Bühne. Der hatte sich zu dem Zeitpunkt von seinem typischen schwarzen Anzug mit Krawatte verabschiedet, trug stattdessen Jeans und ein schwarzes Hemd. Dann hängte er sich eine rote Gibson-Gitarre um.

"Ihre Soldaten, Ihre Bürger – besonders im Nordosten, in Charkiw – leiden enorm", sagte Blinken an die Ukrainer gerichtet auf der kleinen Bühne. "Aber Sie müssen wissen, dass die Vereinigten Staaten mit Ihnen sind, dass ein Großteil der Welt mit Ihnen ist und dass Sie nicht nur für eine freie Ukraine kämpfen, sondern für die freie Welt. Und die freie Welt ist auch mit Ihnen."

Während Blinkens vorherige Reden an diesem Tag für geringe Aufmerksamkeit sorgten, schlägt ein Video dieses Auftritts in den sozialen Medien Wellen. Manche bezeichnen den Auftritt des Außenministers als unangemessen oder sprechen von einer Verschwendung amerikanischer Steuergelder: "Nur eine kurze Erinnerung daran, dass ihr und eure Familien sich Miete, Benzin und Lebensmittel nicht leisten können, weil die Inflation außer Kontrolle geraten ist und eure Steuergelder etwa dafür ausgegeben werden, dass Außenminister Tony Blinken in einer Bar in der Ukraine Gitarre spielt", schreibt ein User bei X, vormals Twitter.

Andere verteidigen den Auftritt: "Leute, ich verstehe die Kritik gegen Blinken nicht. Denkt ihr, er ist in die Ukraine gekommen, um Gitarre zu spielen? Oder habt ihr erwartet, dass er an der Spitze eines 40 Meilen langen Konvois von Himars-Werfern (ein Mehrfachraketensystem, Anm. d. Red.) kommt? So funktioniert das nicht." 

Antony Blinken hat sich Gitarre spielen selbst beigebracht

Der Außenminister ist ein passionierter Musiker. Er sei Fan der Beatles und von Eric Clapton und besitze "sechs oder sieben" Gitarren, sagte er 2021 dem Magazin "Rolling Stone" in einem Interview. Selbstironisch sagte er weiter, er sei "Linkshänder, aber irgendwie bin ich nicht Jimi Hendrix". Das hielt ihn in der Vergangenheit aber nicht von seinen Auftritten ab. Bei einer Veranstaltung seines Ministeriums performte er "Hoochie Coochie Man" von Muddy Waters.

Die Ukraine ist abhängig von Waffen – aber auch davon, dass der Krieg nicht vergessen wird. Blinkens Auftritt dürfte dazu kurzzeitig beigetragen haben und gleichzeitig einer Kernbotschaft von Joe Bidens Wahlkampf Aufmerksamkeit verschafft haben: Die westlichen Demokratien sollten sich gegen autoritäre Kräfte wehren. Dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hatte Neil Young schon im 2020er Wahlkampf verboten, mit "Rockin' in the free world" aufzutreten.

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