Ariel Scharon "Nicht mehr heilbare Hirnschäden"

Der Zustand von Israels Premierminister Ariel Scharons ist noch immer kritisch, der israelische Rundfunk berichtet über irreparable Hirnschäden. Experten bezweifeln, dass er jemals wieder auf das politische Parkett zurückkehren wird.

Der Gesundheitszustand des israelischen Ministerpräsident Ariel Scharon ist nach seinem schweren Schlaganfall weiterhin unverändert. Das sagte der Leiter des behandelnden Krankenhauses, Schlomo Mor Josef.

Die Ärzte bezeichneten den Zustand des 77-Jährigen am Donnerstagabend als kritisch, aber stabil. Scharon müsse jedoch mindestens 48 weitere Stunden künstlich beatmet und in einem Koma gehalten werden. Dass der Blutdruck im Kopf im Normalbereich liege, bezeichnete Mor Josef als "positives Zeichen".

Am Donnerstagabend bezeichneten die Ärzte den Zustand des 77-Jährigen als kritisch, aber stabil. Scharon müsse jedoch mindestens 48 weitere Stunden künstlich beatmet und in einem Koma gehalten werden.

Der israelische Rundfunk berichtete unterdessen unter Berufung auf nicht genannte Spezialisten des Krankenhauses, dass das Gehirn des Ministerpräsidenten einen schweren und nicht mehr heilbaren Schaden erlitten habe. Mor Josef sagte, dass die behandelnden Ärzte am Morgen darüber beraten würden, ob eine weitere Computertomographie von Scharons Gehirn vorgenommen werden sollte.

Keine Rückkehr ins Amt

Am Mittwochabend hatte Scharon auf seiner Farm in der Negev-Wüste plötzlich über Unwohlsein und Druck in der Brust geklagt und war ins Krankenhaus gebracht worden. Scharon hatte bereits Mitte Dezember einen leichten Schlaganfall erlitten. Danach war er mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt worden.

Scharon wird seinen Amtsgeschäften wohl nicht mehr nachgehen können. Scharons Gehirn funktioniere, so die Ärzte, doch unter den derzeitigen Umständen werde es nicht möglich sein, dass der Regierungschef an seinen Arbeitsplatz zurückkehren könne. Die vier im Kabinett verbliebenen Minister der Likud-Partei erklärten derweil, vorerst doch nicht zurückzutreten. Dies sei angesichts der Lage unpassend. Nach dem Auseinanderfallen der Koalition und dem Austritt Scharons aus der rechts-konservativen Partei hatten die Minister ursprünglich am Sonntag ihre Ämter niederlegen wollen. Scharon hatte im November nach Jahrzehnten in der Führung des Likud die Partei verlassen, um dem zunehmenden Widerstand gegen seine Palästinenser-Politik aus dem Weg zu gehen und mit der Gruppierung Kadima eine neue Partei der Mitte gegründet. Einige Likud-Minister folgten ihm. Der neue Likud-Chef Benjamin Netanjahu und seine Anhänger kritisierten vor allem den von Scharon durchgeboxten Abzug aus dem palästinensischen Gaza-Streifen.

Irans Präsident wünscht Scharon den Tod

Für Ende März sind vorgezogene Wahlen geplant. Scharon galt als Favorit. Seine Wiederwahl wollte er für eine Lösung des Nahost-Konflikts nutzen. Beobachtern zufolge wäre der Ausgang der Wahlen mit Scharons Tod oder seinem Ausscheiden aus der Politik wieder völlig offen. Scharons Amt übernahm zunächst Vize-Ministerpräsident Ehud Olmert. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt und die meisten Israelis zeigten sich besorgt um die Gesundheit Scharons. Ultra-nationalistische Juden und extreme Palästinenser feierten hingegen schon das Ende der Ära Scharon. Radikale Palästinenser und Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wünschten ihm sogar den Tod.

UN-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich am Donnerstagabend "sehr besorgt" über das Schicksal Scharons. Annan hoffe sehr fest, dass sich der Ministerpräsident schnell erhole, zitierte UN-Sprecher Stephane Dujarric den Generalsekretär. Der frühere UN-Sondergesandte für den Nahen Osten, Terje Roed-Larsen, nannte Scharon einen "schneidigen und wagemutigen Führer des israelischen Volkes", der zuletzt mutige Entscheidungen in Richtung eines Friedens mit den Palästinensern getroffen habe.

AP · DPA · Reuters
DPA/Reuters/AP