Nach einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) über mögliche Arbeiten an einer Atombombe im Iran bahnt sich eine neue Sanktionsrunde gegen Teheran an. Die Weltgemeinschaft sei gezwungen, "den Weg weiterer Sanktionen" zu gehen, erklärte die Bundesregierung am Freitag. Auch die USA bekräftigten ihre Forderung nach Sanktionen, während Teheran den IAEA-Bericht über die angeblich geheimen Arbeiten zurückwies.
Die Bundesregierung sieht sich durch den am Donnerstag bekannt gewordenen IAEA-Bericht, wonach es im Iran "momentan oder in der Vergangenheit" geheime Arbeiten zur Entwicklung eines atomaren Sprengkopfes geben oder gegeben haben könnte, in ihrer "großen Besorgnis" bestätigt. Der Iran weigere sich, im erforderlichen Maße zusammenzuarbeiten, sagte ein Regierungssprecher.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, auch Frankreich und Großbritannien seien zu einer Verschärfung der Sanktionen bereit, falls der Iran die ausgestreckte Hand nicht ergreife. Sein "fester Eindruck" sei, dass auch China die Möglichkeit eines atomar bewaffneten Irans als "in keiner Weise akzeptabel" ansehe. Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), warnte den Iran vor einer Ausweitung seines Nuklearprogramms und einer damit verbundenen "Gefährdung der Weltsicherheit". Der UN-Sicherheitsrat sei aufgefordert, die Sanktionen zu verschärfen," forderte Polenz im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstagsausgabe).
Auch Washington bekräftigte Forderungen nach weiteren Sanktionen. Der geheime Bericht von IAEA-Chef Yukiya Amano zeige, dass sich der Iran nicht an seine internationalen Verpflichtungen gehalten habe, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs. Für diesen Fall hätten die USA immer Strafmaßnahmen gefordert. Das französische Außenministerium erklärte, der Bericht zeige, dass "auf die fehlende Zusammenarbeit" des Iran eine entschlossene Antwort dringend geboten sei.
IAEA-Chef Amano hatte in dem Bericht auch bestätigt, dass der Iran damit begonnen habe, Uran auf 20 Prozent anzureichern. Teheran selbst wies den Bericht als "unbegründet" zurück. Die Dokumente, auf die er sich beziehe, seien "manipuliert" und hätten daher "keine Aussagekraft", erklärte Irans Botschafter bei der IAEA, Ali Asghar Soltanijeh, laut der Nachrichtenagentur Fars. Irans geistliches Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, erklärte, sein Land strebe nicht nach Atomwaffen.
Die deutschen Versicherungskonzerne Münchner Rück und Allianz zogen sich in Folge des Atomstreits mit Teheran aus ihren Iran-Geschäften zurück. Dabei nannten beide Unternehmen die "politische Situation" im Iran und in der Region als Begründung.