Ausschreitungen in Kairo Tote und Verletzte bei Attacke auf Israels Botschaft

Drei Tote und mehr als Tausend Verletzte - das ist die vorläufige Bilanz eines Angriffs aufgebrachter Demonstranten auf die israelische Botschaft in Kairo - der Botschafter flüchete.

Beim Angriff von Demonstranten auf die israelische Botschaft in Kairo sind drei Menschen ums Leben gekommen. Es habe zudem 1049 Verletzte gegeben, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium am Samstag mit. Darunter seien auch 46 Polizisten und Soldaten. Sie hatten versucht, die Erstürmung der Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt zu verhindern.

In der Nacht zum Samstag hatten Demonstranten die israelische Botschaft in Kairo angegriffen. Nach Augenzeugenberichten stürmten sie das Gebäude, in dem die Vertretung untergebracht ist. Zuvor hatten sie eine Schutzmauer niedergerissen. Die ägyptische Regierung habe die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt in Alarmbereitschaft versetzt, berichtete al Dschasira.

Der in Ägypten herrschende Militärrat hat einen Rücktritt der Regierung als Reaktion auf die schweren Ausschreitungen abgelehnt. Ministerpräsident Essam Scharaf habe den Rücktritt bei einem Treffen angeboten, berichtete der arabische Nachrichtensender al Arabija weiter. Zuvor hatte er das Kabinett seiner Übergangsregierung zu einem Krisentreffen einberufen.

Demonstranten reißen Mauer ein

Die Demonstranten hatten ein zur israelischen Botschaft gehörendes Appartement im 18. Stockwerk des Gebäudes gestürmt und tausende Dokumente aus den Fenstern geworfen. Die eigentliche Botschaft ist im 20. und 21. Stock untergebracht. Zunächst hatten die Demonstranten vor dem Gebäude eine Mauer teilweise zum Einsturz gebracht, die erst vor kurzem zum Schutz der Botschaft errichtet worden war. Ein Demonstrant kletterte an dem Gebäude empor und riss die israelische Flagge herunter.

Vor der Botschaft lieferten sich aufgebrachte Demonstranten Scharmützel mit der ägyptischen Polizei. Beamte wurden mit Trümmern der niedergerissenen Schutzmauer beworfen, die Polizei setzte massiv Tränengas ein. Mehrere Polizeifahrzeuge gingen in Flammen auf. Nach Angaben der ägyptischen Behörden seien 520 Menschen verletzt worden, berichtete al Dschasira.

Israel flog Botschafter Levanon und weitere Bürger mit eigenen Militärmaschinen aus Ägypten aus. Sie seien in einer geheimen Aktion unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen aus der Botschaft in Kairo zu einem Flughafen gebracht worden, sagte ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter. Dort habe eine Maschine der israelischen Luftwaffe bereit gestanden. Zuvor soll Levanon noch mit einem General des regierenden ägyptischen Militärrats zusammengetroffen sein.

Levanon sowie 80 Diplomaten Familienangehörige und andere Israelis landeten wohlbehalten in der Heimat. Weitere sechs israelische Sicherheitsbeamte und Diplomaten, die zunächst in der Botschaft festgesessen hätten, seien von einem ägyptischen Sonderkommando befreit worden, berichtete der Sprecher. Sie seiend Stunden nach dem Botschafter zu einer zweiten israelischen Maschine gebracht und ausgeflogen worden.

Netanjahu: "Es hätte schlimmer kommen können"

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankte US-Präsident Barack Obama und den ägyptischen Behörden für ihre Hilfe bei der Rettung der Diplomaten. Netanjahu habe nachts mehrmals mit den sechs eingeschlossenen Sicherheitsleuten und Diplomaten telefoniert und versprochen, alles für ihre Rettung zu unternehmen, berichtete der Sprecher.

"Der Angriff des Mobs auf die israelische Botschaft in Ägypten ist eine ernste Angelegenheit, aber es hätte viel schlimmer ausgehen können, wenn es den Angreifern gelungen wäre, auch die letzte Tür zur Botschaft aufzubrechen und unsere Leute zu verletzen", habe Netanjahu gesagt.

Militärrat lehnt Rücktritt der Regierung ab

Obama forderte die ägyptische Regierung auf, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen und die Sicherheit der Botschaft zu gewährleisten. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Erstürmung der israelischen Botschaft in Kairo. Er erwarte, dass die ägyptischen Behörden den Schutz der Botschaft gemäß den internationalen Verpflichtungen sicherstellten, teilte das Auswärtige Amt am Samstag in Berlin mit. Eine weitere Eskalation müsse unbedingt vermieden werden.

Der Auslöser liegt Wochen zurück

Seit Wochen kommt es vor der israelischen Botschaft in Kairo immer wieder zu Demonstrationen. Auslöser war #link;http://www.stern.de/politik/ausland/aegypten-zieht-botschafter-ab-konflikt-in-nahost-eskaliert-1718669.html;der Tod von fünf ägyptischen Grenzpolizisten#. Israelische Sicherheitskräfte hatten sie bei der Verfolgung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen an der ägyptisch-israelischen Grenze vor drei Wochen erschossen.

Die israelische Regierung hat sich für den Tod der Grenzwächter offiziell entschuldigt. Dennoch fordern ägyptische Demonstranten seit Wochen vom regierenden Militärrat einen generellen Kurswechsel im Verhältnis zu Israel.

DPA
san/be/DPA