Außenminister bei Assad Türkei interveniert im Syrien-Konkflikt

Syriens Regierungschef Assad lässt weiter Panzer rollen. Augenzeugen berichten vom Einmarsch der Regierungstruppen in der Stadt Binnisch nahe der Grenze zur Türkei. Der türkische Außenminister überbrachte derweil eine "ernste" Botschaft in Damaskus.

Trotz türkischer Friedensbemühungen hat die syrische Führung ihre Militäraktionen gegen die eigene Bevölkerung unvermindert fortgesetzt. Gepanzerte Fahrzeuge drangen nach Berichten von Augenzeugen am Dienstag im Morgengrauen in die 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernte Stadt Binnisch ein. In der an den Irak grenzenden Stadt Deir al Sor durchkämmten Sicherheitskräfte den dritten Tag in Folge Wohnhäuser und nahmen nach Angaben von Einwohnern Regierungsgegner fest. "Sie sind nur noch einen Kilometer von Stadtzentrum entfernt. Wenn sie mit einem Viertel durch sind, nehmen sie sich das nächste vor", sagte ein Bewohner. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bemühte sich bei einem Treffen mit Präsidenten Baschar al Assad um ein Ende des Militäreinsatzes gegen die Opposition, bei dem nach Angaben von Aktivisten insgesamt mindestens 1600 Menschen getötet wurden. Die Türkei wird zusehends ungeduldiger mit dem Nachbarland, das sich Kritik als Einmischung in seine inneren Angelegenheiten verbeten hat. Angesichts der 850 Kilometer langen gemeinsamen Grenze hat der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan den Aufstand gegen Assad als innenpolitische Sache der Türkei bezeichnet und dem syrischen Regierungschef eine "ernste" Botschaft zukommen lassen.

Diplomatischer Druck auf Assad wird stärker

US-Außenministerin Hillary Clinton gab ihrem Kollegen Davutoglu die Bitte mit auf den Weg, in Damaskus auf ein Ende der Militäroffensive zu dringen. Auch mehrere arabische Staaten wie Saudi-Arabien haben den Druck auf Assad erhöht und ihre Botschafter aus Syrien abgezogen. Damit genießt das Land vom Iran abgesehen nur noch wenig diplomatische Unterstützung. Mit Syrien verbundene Länder wie Russland und die Türkei haben Assad davor gewarnt, dass die Zeit für eine Lösung knapp werde.

Offenbar unbeeindruckt von solchen Warnungen gingen die Militäraktionen weiter. Allein in Deir al Sor töteten die Sicherheitskräfte nach Angaben der Opposition seit Beginn des Sturms auf die 400 Kilometer nordöstlich von Damaskus gelegene Stadt 65 Personen. Die staatliche Nachrichtenagentur bestritt jedoch einen Einsatz in Deir al Sor. "Nicht ein einziger Panzer" sei in die Stadt eingedrungen, anderslautende Berichte seien das Werk von Provokateuren.

Am Dienstag töteten die Sicherheitskräfte mindestens fünf Zivilisten. Unter den Opfern der staatlichen Gewalt aus Dörfern rund um die Oppositionshochburg Hama seien auch zwei sechs und elf Jahre alte Schwestern. In Binnisch nahe der türkischen Grenze nahm Einwohnern zufolge die gesamte Bevölkerung der Stadt an abendlichen Demonstrationen gegen Assad teil.

DPA · Reuters
kng/Reuters/DPA/AFP