Rund 100 Tage nach dem Amtsantritt der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton hagelt es Kritik am Führungsstil der Britin. Die EU-Außenminister machten am Freitag im südspanischen Córdoba ihrer "Frustration über die Nichteinbeziehung der Mitgliedstaaten" in die Außenpolitik Luft, wie der österreichische Chefdiplomat Michael Spindelegger berichtete. Ashton selbst zeigte sich offen für Verbesserungsvorschläge.
"Es ist klar geworden, dass es so nicht weitergeht", sagte Spindelegger nach dem ersten Tag des informellen Treffens in Spanien. Nach den Worten des österreichischen Außenministers sind "momentan alle unzufrieden" mit der Hohen Vertreterin für die Außen- und Sicherheitspolitik. Ashton ist seit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags Anfang Dezember im Amt.
Die Kritik entzündet sich nach Spindeleggers Angaben insbesondere an Ashtons Vorschlägen für den Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), der ihr unterstellt werden soll. Ashton, deren Adelstitel Baronin von Upholland lautet, soll bis Ende April den Weg für den Aufbau des Dienstes mit mehreren tausend Diplomaten bereiten.
Spindelegger ließ Zweifel erkennen, ob sich der ehrgeizige Zeitplan einhalten lasse. Hintergrund ist ein erbitterter Streit der EU-Institutionen um Einflussmöglichkeiten auf den diplomatischen Dienst. Deutschland und eine Reihe anderer Mitgliedstaaten fordern eine angemessene Vertretung nationaler Diplomaten.
Ashton selbst zeigte sich überzeugt, doch noch die gewünschten Erfolge liefern zu können. "Ende April sollen die Vorschläge fertig sein, und sie werden fertig sein", sagte sie nach dem ersten Tag der Beratungen, die am Samstag fortgesetzt werden sollten. Sie habe die Chefdiplomaten gezielt zu Anregungen aufgefordert, sagte Ashton. Eine Reihe von Ministern hatten kritische Briefe an die Adresse der Britin geschrieben.
Der spanische Außenminister und Gastgeber Miguel Angel Moratinos nahm Ashton in Schutz: Er sei sicher, dass ihre Vorschläge zum Auswärtigen Dienst "extrem ausgewogen" ausfallen werden, sagte er. Auch Deutschland und andere Mitgliedstaaten stärkten der Britin demonstrativ den Rücken. Kritik an Ashton sei "in weiten Teilen unangebracht", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP). Der luxemburgische Chefdiplomat Jean Asselborn sagte: "Lady Ashton ist jetzt hundert Tage im Amt. Ich glaube, dass man ihr eine Chance geben muss."