Die Soldaten versuchten, die wegen des Mordes an dem israelischen Tourismusminister Rechwam Seewi im Jahr 2001 gesuchten Männer aus der Haft in die Gewalt des Militärs zu bringen. Aus Protest gegen den Einsatz und einen Abzug internationaler Beobachter aus der Haftanstalt verschleppten militante Palästinenser mindestens neun Ausländer und attackierten europäische Büros im Gazastreifen. Am Abend stellten sich die Gesuchten der Armee, wie eine Militärsprecherin in Tel Aviv mitteilte. Bei dem Einsatz töteten Soldaten mindestens drei Palästinenser, darunter zwei Polizisten. Soldaten feuerten aus Panzern und von Hubschraubern aus auf das Gefängnis im Westjordanland, um die Inhaftierten zur Aufgabe zu zwingen. Bulldozer begannen mit dem Abriss. Israel begründete den Einsatz mit einer Ankündigung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, Saadat könne freikommen.
Schwere Vorwürfe gegen die USA und Großbritannien
Saadat war in dem Gefängnis in Jericho seit 2002 auf Basis einer Übereinkunft festgehalten, die eine Belagerung des Hauptquartiers des damaligen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat in Ramallah beendet hatte. Saadat ist Generalsekretär der radikalen Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), sie sich zu dem Mord an Seewi bekannt hatte. Die PFLP teilte in Gaza mit, sie habe zwei französische Ärztinnen von "Ärzte der Welt", eine US-Bürgerin, einen Australier und einen Mitarbeiter des Roten Kreuzes aus der Schweiz in ihrer Gewalt. Kurz danach verschleppten Bewaffnete vier weitere Ausländer aus einem Hotel. Demonstranten verwüsteten zudem in Gaza ein britisches Kulturzentrum und steckten es in Brand. Auch die bereits geschlossene Vertretung der Europäischen Union und ein französisches Kulturzentrum wurden attackiert. Mehrfach wurde Feuer auf Autos eröffnet, in den Ausländer unterwegs waren.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, verurteilte die israelische Militäraktion scharf. Gleichzeitig erhob er schwere Vorwürfe gegen die USA und Großbritannien. "Der Abzug der internationalen Beobachter vor der Operation wirft die Frage auf, ob da nicht vorab eine Abstimmung zur Vorbereitung dieser Aggression stattgefunden hat", erklärte Mussa in Kairo. Die britische Regierung verteidigte den Abzug. Die Palästinenserbehörde habe ihre Verpflichtung hinsichtlich der Sicherheit der internationalen Beobachter nie erfüllt, sagte Außenminister Jack Straw.
Kein Siedlungsbau
Unterdessen begann im besetzten Westjordanland mit Bauarbeiten für ein international umstrittenes Siedlungsprojekt. Um Jerusalem mit der jüdischen Siedlung Maale Adumim zu verbinden, werde in einem ersten Schritt eine Polizeistation errichtet, berichteten israelische Medien. Das Projekt war kritisiert worden, weil es eine Landverbindung zwischen dem Süden und Norden des Westjordanlandes, das von den Palästinensern für einen künftigen Staat beansprucht wird, unterbricht.
Die israelische Regierung beabsichtigt, dort in den kommenden Jahren 3500 Wohnungen zu bauen. Die "Jerusalem Post" berichtete, das Polizeihauptquartier sei nun als Einzelprojekt ausgegliedert worden, weil es als Sicherheitsmaßnahme ohne scharfe internationale Kritik verfolgt werden könne. "Dies wird nicht als Siedlungsbau bewertet. Deswegen gehen wir davon aus, dass die USA nicht dagegen sind", zitierte die Zeitung einen israelischen Diplomaten.
DPA