Bush in London Bush trifft Blair

US-Präsident George W. Bush kommt mit dem britischen Premierminister Tony Blair zusammen. Bei den Gesprächen will Blair den Präsidenten nach Zeitungsberichten zu einer stärker politisch geprägten Strategie im Irak drängen.

Im Rahmen seines Staatsbesuchs in Großbritannien kommt US-Präsident George W. Bush an diesem Donnerstag mit dem britischen Premierminister Tony Blair zusammen. Bei den politischen Gesprächen in der Downing Street will Blair den Präsidenten nach Zeitungsberichten zu einer stärker politisch und weniger militärisch geprägten Strategie im Irak drängen. Außerdem wolle er ihn bewegen, im Nahost-Friedensprozess Druck auf Israel auszuüben. Zu einem Demonstrationszug durch das Londoner Regierungsviertel werden etwa 100 000 Gegner von Bush und des Irak-Krieges erwartet.

Proteste verliefen "lautstark aber friedlich"

Bereits am Mittwochabend demonstrierten in London etwa 600 Menschen vor dem Buckingham-Palast gegen Bush. Die Proteste verliefen nach Polizeiangaben "lautstark aber friedlich". 29 Personen wurden festgenommen. Während ihres viertägigen Aufenthalts wohnen Bush und seine Frau Laura als Gäste von Königin Elizabeth II. im Buckingham- Palast. Dort fand am Abend ein Staatsbankett zu Ehren des US- Präsidenten statt.

In einer Rede hatte Bush am Mittwoch die Notwendigkeit des Irak- Krieges erneut verteidigt. Durch die jüngsten Anschläge in Istanbul und Bagdad sehe er sich darin bestätigt. Sie seien "Teil einer weltweiten Kampagne von Terrornetzen", sagte Bush. "Diese Terroristen würden, wenn sie die Massenvernichtungswaffen bekämen, die sie wollen, Millionen töten." Deshalb sei es so wichtig gewesen, den irakischen Diktator Saddam Hussein zu stürzen.

Massivste Sicherheitsvorkehrungen zum Schutze Bushs

Bush versicherte, dass die Amerikaner den Irak erst verlassen würden, wenn dort eine Demokratie aufgebaut worden sei. "Wir sind nicht in den Irak gekommen, um vor Mörderbanden und Attentätern zurückzuweichen", betonte er. "Wir haben jetzt nur zwei Möglichkeiten: unser Wort zu halten oder unser Wort zu brechen. Die Demokratie im Irak wird sich durchsetzen."

Der Präsident sagte, dass Freiheit und Demokratie notfalls mit Gewalt verteidigt werden müssten. In manchen europäischen Hauptstädten wolle man das heute nicht mehr wahrhaben: "Weil europäische Länder ihre Probleme heute durch Verhandlungen und Konsens lösen, nehmen sie zuweilen an, dass die ganze Welt genauso funktioniert. Aber lassen Sie uns nie vergessen, wie Europas Einigung erreicht wurde: von alliierten Befreiungsarmeen und Verteidigungsarmeen der NATO."

Der Staatsbesuch von Bush steht unter den massivsten Sicherheitsvorkehrungen, die London je gesehen hat. Bis Freitag wird er von insgesamt 14 000 Polizisten und 250 Mitgliedern des amerikanischen Geheimdienstes geschützt.

Londoner Bürgermeister gab Empfang für Bush-Gegner

Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone hat am Mittwochabend einen Empfang für Kritiker von US-Präsident George W. Bush gegeben. Während Bush und seine Frau Laura beim Staatsbankett mit Königin Elizabeth II. im Buckingham-Palast saßen, scharte Livingstone im Rathaus Kriegsgegner um sich. Über dem Eingang zu dem offiziellen Gebäude hing ein Plakat mit den Worten: "Für den Frieden."

Ehrengast war der Vietnam-Veteran Ron Kovic, dessen Erfahrungen im Vietnam-Krieg Grundlage für den Hollywood-Film "Born on the 4th of July" waren. "Dies ist ein einmaliger Abend. Der Bürgermeister einer Weltstadt ehrt die Friedensmacher, die Dissidenten."

Zu den Gästen, die von einer Popband unterhalten wurden, zählten Künstler, Schauspieler und Politiker. Livingstone hatte die Einladung an Bush zu einem Staatsbesuch in Großbritannien scharf verurteilt. Kriegsgegner rief er auf, durch friedliche Demonstrationen während des Bush-Besuchs zu zeigen, "wer wirklich für den Frieden ist."