Bush und Karsai "Keine Gegenleistungen für Geiseln"

Ein deutscher Ingenieur und 21 Südkoreaner sind in Afghanistan immer noch in der Gewalt der Taliban. Entsprechend groß ist der Druck auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Unterstützung bekam er jetzt von US-Präsident George W. Bush.

US-Präsident George W. Bush und sein afghanischer Kollege Hamid Karsai haben ihre Unnachgiebigkeit in der Geiselkrise untermauert. Sie seien zu keinen Zugeständnissen bereit, erklärte ein Sprecher Bushs nach einem zweitägigen Treffen der beiden Staatschef am Montag in Camp David. Die Entführer dürften nicht ermutigt werden. 21 südkoreanische Geiseln sind in der Hand der radikal-islamischen Taliban, die den internationalen Truppen derzeit die schwersten Kämpfe seit ihrem Sturz vor mehr als fünf Jahren liefern. Auch ein deutscher Ingenieur ist in der Gewalt von Entführern, die zumindest Kontakt mit den Taliban haben sollen.

Islamisten erhöhen Druck

"Es darf keine Gegenleistungen für eine Freilassung der Geiseln geben", hieß es in der Erklärung. Die Islamisten hatten unmittelbar vor dem Treffen ihren Druck erhöht und erklärt, das Schicksal der südkoreanischen Geiseln liege in der Hand der beiden Staatschefs. Sie fordern die Freilassung von Gesinnungsgenossen. Die Extremisten töteten zuletzt zwei Südkoreaner, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Von der deutschen Regierung haben die Entführer einen Abzug der Bundeswehrsoldaten verlangt, die für die Nato im Einsatz sind. Auch eine deutsche Geisel wurde getötet.

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, sprach von schwer erfüllbaren Forderungen der Entführer. Die Verhandlungen seien "schwieriger als in anderen vorangegangenen Fällen", sagte er dem RBB-Inforadio in Berlin. Die Hintergründe der Entführung sind unklar. Ungeklärt ist nach wie vor, ob es den Geiselnehmern tatsächlich um politische Forderungen oder vor allem um Lösegeld geht. Karsai hat wiederholt vor Geschäftemachereien gewarnt.

Taliban keine Gefahr für den Westen

Bush und Karsai bekräftigten ihr Ziel, den Taliban den Garaus zu machen. Die Rebellen seien bereits geschlagen und frustriert, sagte Karsai. "Unsere Pflicht ist es, die Aufgabe zu Ende zu bringen und sie aus ihren Verstecken in den Bergen zu vertreiben." Die Extremisten richteten ihre Gewalt feige gegen Schulkinder, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Ingenieure, oder Lehrer. Sie stellten aber keine Gefahr für die vom Westen unterstützte Regierung und den demokratischen Aufbau dar.

Bush erklärte, die islamistischen Feinde beider Länder seien "Teil der ständigen Herausforderung, vor der die freie Welt steht". Wer die Vorteile der Freiheit genieße, dürfe sich nicht nur um den Schutz seiner Heimat kümmern, sondern müsse auch die Bedingungen für einen Friedenserhalt schaffen. Bush hat wegen der anhaltenden Gewalt in Afghanistan und im Irak viel Unterstützung in der US-Bevölkerung verloren.

Reuters
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