Chris Christie Sonnenbad an von ihm gesperrtem Strand - so wurde US-Gouverneur Christie erwischt

Er ließ aus Spargründen Strände sperren und sonnte sich dann selbst dort in menschenleerer Idylle. US-Gouverneur Chris Christie hat wegen eines Familienausflugs mächtig Ärger. Erwischt hat ihn ein Fotojournalist, der einer Eingebung folgte.

Chris Christie schwimmt nicht gerade auf einer Beliebtheitswelle. Seine Zustimmunsgwerte als Gouverneur von New Jersey lagen laut der Quinnipiac-Universität im Juni bei mageren 15 Prozent - und damit so niedrig wie bei keinem anderen US-Gouverneur seit mehr als 20 Jahren. Der Wert dürfte noch weiter geschrumpft sein, seit der Republikaner am Sonntag beim Ausflug mit seiner Familie an einem von ihm selbst aus Spargründen gesperrten Strand fotografiert wurde - und er das Sonnenbad hinterher auch noch abstritt.

Christie hatte am Freitag einen Regierungsstillstand angeordnet und die staatseigenen Parks und Strände sperren lassen, weil sich Republikaner und Demokraten im Parlament von New Jersey nicht auf einen Haushaltsplan einigen konnten. Viele der fast neun Millionen Einwohner New Jerseys mussten daher am verlängerten Wochenende vor dem Nationalfeiertag am 4. Juli auf den beliebten Ausflug ans Meer verzichten. Nicht so der Gouverneur.

"Christie sah mir direkt in die Augen"

Doch Christie wurde bei seinem umstrittenen Strandtag erwischt - von einem Fotojournalisten des Medienunternehmens NJ Advance Media, der eigentlich den Auftrag hatte, die Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf New Jerseys Strandleben zu dokumentieren. Der Plan sei gewesen, am 4. Juli die Küste des Bundesstaates entlangzufliegen, die überfüllten geöffneten Strände zu fotografieren und diese den menschenleeren Abschnitten gegenüberzustellen, die wegen der Schließungen nicht betreten werden durften, berichtet Andrew Mills auf NJ.com. Weil das Wetter am Sonntag aber so gut und der Terminplan des Gouverneurs nahezu leer gewesen sei, habe er sich gefragt, wie groß die Chance wohl wäre, Christie am Strand vorzufinden.

"Ich habe den Piloten angerufen und gesagt: 'Lass es und probieren'", erzählt Mills. "Schlimmstenfalls hätten wir einfach nur ein paar großartige Luftaufnahmen von den überfüllten und leeren Stränden bekommen." Doch als sie am Flughafen in Monmouth angekommen seien, habe er dort Christies Hubschrauber entdeckt und erkannt, dass der Gouverneur in der Gegend sein müsse. Der Helikopter habe am Flughafen geparkt, statt außerhalb des regierungseigenen Sommerhauses des Gouverneurs, wo er mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. "Vielleicht versuchte Christie, nicht aufzufallen", mutmaßt Mills.

US-Gouverneur Chris Christie mit seiner Familie am gesperrten Strand
Exklusiver Ausflug: US-Gouverneur Chris Christie (r.) mit seiner Familie am gesperrten Strand in New Jersey
© Andrew Mills/AP Images/Picture Alliance

Vom Flughafen zur Sommerresidenz nahe dem geschlossenen Island Beach State Park seien es nur etwa 20 Meilen, berichtet der Journalist weiter. Als er mit dem Piloten den gesperrten Strand entlanggeflogen sei, habe er Christie und dessen Familie an dem menschenleeren Küstenabschnitt entdeckt und ein paar Fotos gemacht. Sie hätten gedreht, seien ein weiteres Mal an der Gruppe vorbeigeflogen und hätten noch mehr Bilder gemacht. "Auf einem Foto sieht Christie mir direkt in die Augen", erzählt Mills. "Er muss wissen, was da gerade passiert. Warum sonst würde ein Flugzeug zweimal über seine private Strandparty hinwegfliegen, wenn sonst niemand in der Nähe ist?"

Rechtfertigung statt Bedauern

Obwohl der Gouverneur die Kamera offensichtlich bemerkte hatte, behauptete er am Sonntagnachmittag vor der Veröffentlichung der Bilder auf einer Pressekonferenz: "Ich habe heute keine Sonne abbekommen." Auch nach der Veröffentlichung blieb sein Büro bei dieser Darstellung: "Er hat keine Sonne abbekommen. Er hatte eine Baseball-Kappe auf", sagte ein Sprecher gegenüber US-Medien. Eine Ausrede, die nicht alle überzeugte, wie dieser Tweet zeigt:

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"#ChrisChristie möchte dich glauben machen, dass er 'keine Sonne abbekommen hat', weil er einen Hut trug", schreibt der Twitter-User dazu.

Trotz der heftigen Kritik hat Christie wegen seines exklusiven Ausflugs kein schlechtes Gewissen. Auf die Frage, ob er es für fair halte, dass seine Familie den Park genießen könne, andere Bürger von New Jersey aber nicht, antwortete der Unterstützer von US-Präsident Donald Trump, das Sommerhaus gehöre nicht zum Island Beach State Park, daher habe seine Familien dort auch keine staatlichen Leistungen in Anspruch genommen. Allen, die den Strand ebenfalls nutzen wollten, riet er: "Kandidiert für das Gouverneursamt, dann habt ihr dort auch ein Haus."

Chris Christie wollte eigentlich Präsident werden

Christie ist seit 2010 Gouverneur und hatte sich auch um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner beworben. Nach seinem Ausstieg schloss er sich Trump an. Der 54-Jährige leitete zunächst Trumps Übergangsteam, das den Machtwechsel im Januar vorbereitete. Später wurde er jedoch durch den jetzigen Vizepräsidenten Mike Pence ersetzt.

Christie hängt eine Affäre um die Teilsperrung einer viel befahrenen Brücke nach. Angeblich wollte er damit einen Bürgermeister für mangelnde politische Unterstützung bestrafen. Doch um die öffentliche Meinung scheint er sich nicht besonders zu scheren, wie das Magazin "The Atlantic" berichtet: Als er vergangenen Monat auf seine niedrigen Beliebtheitswerte angesprochen worden sei, habe er entgegnet: "Ist mir egal."

mit AFP