Herr Sons, im Nahen Osten tobt der Krieg, Ägypten, Katar und auch die USA wirken als Vermittler. Doch Saudi-Arabien, das sich als Führungsmacht der Region sieht, bleibt weitgehend still. Wieso?
Die Situation für Saudi-Arabien ist delikat. Traditionell und emotional unterstützt das Land die palästinensische Sache und fordert die Zwei-Staaten-Lösung. Gleichzeitig gab es zuletzt unter Vermittlung der USA Gespräche über eine Normalisierung der saudisch-israelischen Beziehungen. Und eine zukünftige Partnerschaft mit Israel will man nicht gänzlich aufgeben. Darin steckt ein gewisses Dilemma.
Was ist also die Position des Kronprinzen Mohammed bin Salman, genannt MbS?
Er will einen Waffenstillstand, eine friedliche, diplomatische Lösung und eine regionale Eskalation vermeiden. Zwar sind einige Statements seiner Regierung sehr anti-israelisch geprägt, aber nicht in der Vehemenz, wie wir das aus anderen arabischen Staaten sehen. Man versucht sich weiterhin als Führungsnation der arabisch-islamischen Welt zu präsentieren und den Eindruck zu erwecken, man handle einheitlich. Doch ein Gipfel der Arabischen Liga vergangene Woche in Riad hat gezeigt, dass es eben sehr unterschiedliche Positionen gibt: Der Iran steht auf der Seite der Hamas. Katar pflegt Beziehungen zur Hamas, versucht aber, einen vermittelnden Einfluss zu nehmen. Und dann haben wir Saudi-Arabien, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, die in der Zwickmühle sind, weil sie sich Israel zuletzt angenähert haben.