Twitter mag vielleicht Donald Trumps Lieblingsmedium sein, doch durchdrungen hat er die Plattform offenbar noch nicht. Am Morgen nach dem TV-Duell gegen Hillary Clinton, das für den Präsidentschaftskandidaten nur so mäßig lief, stand plötzlich der Hashtag #TrumpWon ("Trump hat gewonnen") ganz oben auf der Liste beliebter Schlagwörter. Der Republikaner war erfreut und bedankte sich artig. Was ihm aber leider entgangen war: Hinter dem Hashtag verstecken sich keine Lobpreisungen, sondern Hohn und Spott. Beispiele gefällig? "Wenn Du glaubst, #Trump hat gewonnen, dann kenne ich einen nigerianischen Prinz mit einem super Angebot" (hier der Link). "Leute, die glauben, Trump hätte gewonnen, sind die gleichen, die glauben, Barack Obama hätte ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen." (hier der Link) Die Liste ließe sich lange weiterführen.
Unterstützt der Kreml Donald Trump?
Wer den Hashtag in die Welt gesetzt hat, ob er von Beginn an ironisch gemeint war oder von Trump-Gegnern gekapert wurde, ist nicht bekannt. Doch seine Entstehung beschäftigt selbst die seriöse "Washington Post". Denn kurzzeitig geisterte die Behauptung herum, dass #TrumpWon seinen Ursprung in Russland habe. Sofort schossen wieder Gerüchte ins Kraut, der Kreml würde versuchen, mithilfe von bezahlten Trolls (die es tatsächlich gibt) den amerikanischen Wahlkampf zu manipulieren. Als Beweis machte auf Twitter ein Bild die Runde, auf dem zu sehen ist, dass #TrumpWon von St. Petersburg aus seinen Siegeszug angetreten hat. Die US-Zeitung ging dem nach und berichtet, dass es sich dabei um eine Falschmeldung handele.
Nach Ansicht des "Washington Post"-Autors, der mit Twitter-Experten gesprochen hat, liegt der Ursprung des Schlagworts in den USA und hat sich von da aus über Kanada und Großbritannien verbreitet. Die Zeitung weist zudem darauf hin, dass möglicherweise Donald Trumps Wahlkampfteam selbst den Hashtag in Umlauf gebracht hat, wenn auch unfreiwillig. Noch während die Debatte lief, hatte sein Team Werbebanner in großen Medien geschaltet. "Trump Won" war darauf zu lesen. Offensichtlich reichte diese simple Behauptung als Inspiration.
