Ermittlungen zu Kapitol-Erstürmung Berichten zufolge klafft eine rätselhafte Lücke in Trumps Telefonliste – das wirft Fragen auf

Donald Trump telefoniert im Weißen Haus
Donald Trump telefoniert im Weißen Haus. Die Frage, ob und wie oft er am Tag der Kapitol-Erstürmung telefoniert hat, klärt ein Untersuchungsgremium. 
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Hat Ex-US-Präsident Donald Trump am 6. Januar 2021 – dem Tag der Erstürmung des Kapitols – zahlreiche Anrufe geführt? Medien berichten nun, dass es eine mehrstündige Lücke in den Telefonaufzeichnungen Trumps gibt. Ein Gremium soll dies nun genauer beleuchten.

Am Tag der Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger des damaligen Präsidenten Donald Trump gibt es in dessen offizieller Anrufliste Medien zufolge eine rund achtstündige Lücke. Wie die "Washington Post" und der Sender CBS News unter Berufung auf interne Papiere des Weißen Hauses berichteten, gibt es zwischen 11.17 Uhr und 18.54 Uhr keinerlei Aufzeichnungen etwaiger Telefonate Trumps. Dies entspricht 7 Stunden und 37 Minuten.

Es gebe somit keine Nachweise über Anrufe des Noch-Präsidenten in dem Zeitraum, als seine Anhänger am 6. Januar 2021 den Sitz des Kongresses in Washington stürmten, um die Bestätigung des Wahlsiegs des Demokraten Joe Biden zu verhindern. In den Papieren, die das Nationalarchiv dem Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Vorfälle übergeben habe, seien lediglich Telefonate mit acht Menschen am Morgen und elf am Abend dokumentiert, schrieb die "Washington Post" am Mittwoch. Dies stehe im Widerspruch zu den damaligen Medienberichten über zahlreiche Anrufe Trumps an jenem Tag.

Ausschuss untersucht Kapitol-Erstürmung

Das Nationalarchiv hatte dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung die Anrufliste zusammen mit einer Reihe anderer Dokumente übergeben.

Das Gremium des Repräsentantenhauses prüfe nun, ob Trump über andere Kanäle telefonierte, etwa über Mobiltelefone von Berater:innen oder über Wegwerfhandys ("burner phones"), deren Anrufe nicht nachverfolgt werden könnten. Auch der Versuch einer möglichen Vertuschung werde untersucht. Der demokratische Ausschussvorsitzende Bennie Thompson sagte dem Sender CBS am Dienstag: "Natürlich gibt es keine Sekunde am Tag, in der der Präsident der Vereinigten Staaten nicht irgendwo in den Akten verzeichnet ist." Für die Aufklärungsarbeit des Ausschusses sei es unerlässlich zu wissen, was Trump genau an dem Tag getan habe. Über eine Lücke in den Aufzeichnungen hatte es bereits Berichte gegeben, aber es war bisher nicht klar, wie groß sie war.

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss will die Rolle von Trump und seinem Umfeld bei der Kapitol-Erstürmung aufdecken. Dazu gehört auch die Frage, wer wann mit wem kommunizierte. Trump erklärte gegenüber der "Washington Post": "Ich habe keine Ahnung, was ein Wegwerfhandy ist, soweit ich weiß, habe ich den Begriff sogar noch nie gehört."

Donald Trump gesteht Wahlniederlage bis heute nicht ein

Anfang März bezichtigte der U-Ausschuss Trump in einem Gerichtsdokument einer "kriminellen Verschwörung". Ein Bundesrichter erklärte dazu am Montag, es sei "eher wahrscheinlich", dass der 75-Jährige eine Straftat begangen habe, indem er versucht habe, die Kongresssitzung zur Zertifizierung von Bidens Wahlsieg zu behindern.

Der Rechtspopulist, der seine Wahlniederlage gegen Biden bis heute nicht anerkennt und von angeblichem massiven Wahlbetrug spricht, hatte seine Anhänger am 6. Januar 2021 in einer aufpeitschenden Rede aufgerufen, zum Kapitol zu marschieren und "auf Teufel komm raus" zu kämpfen. Dessen Anhänger:innen hatten darauf das Kapitol überfallen. Bei der Attacke starben fünf Menschen, Dutzende wurden verletzt. Der Angriff auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land.

DPA · AFP
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