Wie sicher ist Mar-a-Lago, die Privatresidenz des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump? Diese Frage dürfte auch hinsichtlich der dort monatelang illegal gelagerten geheimen Akten für Sicherheitsbehörden von großem Interesse sein. Ein Bericht vom Organized Crime & Corruption Reporting Project (OCCRP) in Zusammenarbeit mit der "Pittsburgh Post-Gazette" wirft nun Fragen an den Sicherheitsvorkehrungen in dem Golfklub Trumps im Süden Floridas auf. Der Fall zeige laut dem "Guardian", wie einfach es für jemanden "mit einer falschen Identität und zwielichtigem Hintergrund ist, die Security in Trumps Anwesen zu umgehen".
Fake-Erbin traf auch Donald Trump
Demnach hat sich eine Ukrainerin im Mai 2021 relativ einfach Zugang zu dem Anwesen verschafft – indem sie sich als Rothschild-Erbin "Anna de Rothschild" ausgegeben haben soll. Getarnt als Erbin der Bankiersfamilie und mit einer Rolex am Arm sollen sich für Inna Yashchyshyn in Florida Tür und Tor geöffnet haben und sie sich so Zutritt zu den exklusivsten Kreisen verschafft haben. Dem Artikel zufolge traf sie dabei neben Donald Trump auch Lindsey Graham, einen der führenden Politiker der Republikaner und Senator von South Carolina. Yashchyshyn hielt sich für mehrere Tage in Mar-a-Lago auf, erst im März 2022 hätten Trump und sein Gefolge die wahre Identität der Fake-Erbin entdeckt.
Der Vorfall hat auch das Interesse des FBI und kanadischer Ermittler erregt, die gegen Yashchyshyn ermitteln – jedoch nicht nur wegen des Vorfalls in Mar-a-Lago. Demnach war die gebürtige Ukrainerin Präsidentin einer Wohltätigkeitsorganisation, die vom russischen Geschäftsmann Valery Tarasenko gegründet wurde. FBI und die kanadische Polizei ermitteln gegen die Geschäfte der Organisation. Mittlerweile soll auch das Band zwischen Tarasenko und Yashchyshyn zerschnitten sein – beide Seiten verklagen sich in Florida gegenseitig: Yashchyshyn wirft Tarasenko Geiselnahme vor, während Tarasenko die 33-Jährige des Betrugs bezichtigt. Warum sich Yashchyshyn allerdings Zutritt zu Mar-a-Lago und dem exklusiven Kreis rund um Donald Trump verschaffte, ist weiterhin unklar.
FBI ermittelt wegen Geheimdokumenten
Wie einfach Inna Yashchyshyn Zugang zur Privatresidenz des ehemaligen US-Präsidenten erlangt hat, dürfte auch das FBI alarmieren. Anfang des Monats hatten die Sicherheitsbehörden das Anwesen nach weiteren geheimen Unterlagen aus Trumps Präsidentschaft untersucht. Am Freitag veröffentlichte die Behörde die eidesstattliche Versicherung eines Agenten, die zum Durchsuchungsbeschluss geführt hat. In ihr wird die Sorge der Ermittler zum Ausdruck gebracht, dass sich in Mar-a-Lago weiterhin Dokumente von höchster Sicherheitsstufe befinden, die dort weder gelagert werden durften noch entsprechend geschützt wurden – Donald Trumps Anwälte hingegen bestehen darauf, dass Trump die Dokumente alle deklassifiziert hat.
Im Februar 2022 hatte sich das Nationalarchiv besorgt an das FBI gewandt: In 14 von 15 Kisten, die Trump an das Archiv zurückschickte, waren zum Teil streng geheime Unterlagen mit Fotos und Zeitungsausschnitten vermischt. Nach einer ausgiebigen Untersuchung und der Befragung weiterer Zeugen kam das FBI zum Schluss, dass Trump Unterlagen in Mar-a-Lago zurückgehalten und nicht an das Nationalarchiv zurückgeschickt habe.