Führungswechsel bei den US-Streitkräften: Nach vier fordernden Jahren im Amt ist US-Generalstabschef Mark Milley vom Luftwaffengeneral Charles Q. Brown abgelöst worden. US-Präsident Joe Biden würdigte am Freitag bei einer feierlichen Zeremonie auf dem Militärstützpunkt Joint Base Myer-Henderson Hall im Großraum Washington die Verdienste des scheidenden Generalstabschefs. Der 65-jährige Heeresgeneral sei ein "Patriot, kompromisslos in Ausübung seiner Pflicht, unerschrocken im Angesicht der Gefahr und standhaft im Dienste für das Land".
Milley nutzte seine Abschiedsrede für einen Seitenhieb gegen seinen früheren Chef Donald Trump, Bidens Vorgänger im Weißen Haus. "Wir legen keinen Eid vor einem König, einer Königin, einem Tyrannen oder Diktator ab", sagte er. "Wir legen auch keinen Eid vor einem Möchtgern-Diktator ab." US-Soldaten würden ihren Eid auf die Verfassung ablegen.
Milley war 2019 von Trump zum Generalstabschef gemacht worden. Zu Spannungen kam es, als Trump Ende 2020 seine Wahlniederlage gegen Biden nicht anerkennen wollte.
Trump bezeichnet Milley als Verräter
Nach der Erstürmung des US-Kapitols durch radikale Trump-Anhänger am 6. Januar 2021 kontaktierte Milley seinen chinesischen Amtskollegen, um ihm zu versichern, dass die USA "stabil" seien und China nicht angreifen würden, wie der Enthüllungsjournalist Bob Woodward später aufdeckte. Trump hat Milley dafür attackiert und kürzlich erklärt, es handle sich um einen "Verrat", der in früheren Zeiten mit dem "Tod" bestraft worden wäre.
Unter Präsident Biden musste Milley den chaotischen Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan im Sommer 2021 koordinieren und später die militärische Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland.
Bei der Zeremonie wurde auch der neue Generalstabschef Brown vereidigt. Der bisheriger Stabschef der US-Luftwaffe ist der zweite Afroamerikaner in dem Amt des obersten US-Militärs nach Colin Powell (1989 bis 1993). Zu der Zeremonie war auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, geladen. US-Präsident Joe Biden bezeichnete Brown als "erstklassigen Strategen", der sich durch sein unvergleichliches Urteilsvermögen und unerschütterliches Auftreten einen Namen gemacht habe. Erstmals in der Geschichte sind damit die beiden wichtigsten Posten im Pentagon mit Schwarzen besetzt. Pentagon-Chef ist Lloyd Austin, der mit seiner Ernennung 2021 der erste schwarze Verteidigungsminister der USA wurde.
Der Generalstabschef ist Militärberater des US-Präsidenten und leitet die strategischen Planungen des Verteidigungsministeriums. Brown war seit 2020 Stabschef der Luftstreitkräfte und vom damaligen Präsidenten Donald Trump vorgeschlagen worden. Dessen Nachfolger Biden nominierte den 1962 geborenen Brown im Juli als neuen Generalstabschef.
Republikaner verhindert Bestätigung von Militärposten
Der republikanische Senator Tommy Tuberville blockiert seit Wochen jedoch aus ideologischen Gründen die routinemäßige Bestätigung wichtiger Personalien innerhalb des US-Militärs – und verzögerte damit auch die Bestätigung von Brown. Die Abstimmung über Hunderte weitere Berufungen, über die in der Regel in Gruppen abgestimmt wird, steht noch aus. Biden forderte Tuberville auf, seine Blockadehaltung aufzugeben. Es sei "völlig inakzeptabel", dass mehr als 300 Militäroffiziere und Reservisten in der Schwebe gehalten würden.
Brown hat in der Vergangenheit seine eigenen Erfahrungen mit Rassismus im Militär und anderen Bereichen des Lebens offen geteilt. So veröffentlichte er nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz ein Video, indem er von seinen Erfahrungen berichtet - etwa von dem Gefühl, ständig unterschätzt zu werden und doppelt so hart arbeiten zu müssen, um zu beweisen, dass die Vorbehalte gegen Schwarze nicht zutreffend sind.