In der ersten Präsidentschaft von Donald Trump galten die beiden als der beste Weg, um sich im Oval Office Gehör zu verschaffen: Wer dem US-Präsidenten eine wichtige Botschaft zu übermitteln hatte, ging über Trumps Tochter Ivanka und ihren Mann Jared Kushner, damals beide Sonderberater in herausgehobenen Positionen. Angela Merkel dachte einst, sie könnte über die Präsidententochter eine funktionierende Beziehung zum Vater aufbauen – eine Annahme, die sich als Trugschluss herausstellen sollte.
In der zweiten Amtszeit von Donald Trump werden die beiden keine offizielle Position mehr übernehmen. Und sie sind nicht die Einzigen, die zwar immer noch irgendwie zum engeren Trump-Kosmos gehören, künftig aber außen vor bleiben oder nicht die Rolle bekommen, auf die sie gehofft hatten. Auch den Trump-Getreuen Steve Bannon, Ben Carson und Richard Grenell droht das Abstellgleis.
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Ivanka und die Sorge um den Ruf
Melania Trump machte sich im Wahlkampf rar, aber Jared und Ivanka tauchten aus der politischen Sphäre nahezu völlig ab. Beim Parteitag winkten sie lächelnd in die Kameras, ebenso bei der Siegesrede von Donald Trump in der Wahlnacht. Aber zum Beispiel unterstützende Interviews gaben sie keine. Wer das Instagram-Profil von Ivanka verfolgt, sieht sie im Urlaub oder beim Sport, mit ihrem Mann und den Kindern, auch der sonstigen Familie – nur Donald Trump sieht man dort nicht. Es wirkt beinahe so, als würde sich Ivanka Trump erkennbar abgrenzen wollen.
In US-Medien wird spekuliert, dass das Ehepaar Trump-Kushner nach der Wahlniederlage 2020 die bewusste Entscheidung getroffen habe, die Politik hinter sich zu lassen. Zu Beginn der Trump'schen Präsidentschaft, so die Theorie, hätten sie gedacht, dass sie ihren Marktwert steigern würden, wenn sie im Weißen Haus arbeiteten. Doch als der Vater immer wieder die Lüge von der gestohlenen Wahl wiederholte, galten sie in der Promi-Szene in New York, ihrer Heimat, als unten durch. Offenbar wollen sie sich nun unabhängiger davon machen, was im Namen Trumps in Washington entschieden wird.
Einer, der auch keine Rolle in der Administration übernehmen möchte, ist Donald Trump Jr. – der Bruder von Ivanka. Er hat bereits angekündigt, künftig für eine Investmentfirma arbeiten zu wollen. Bei wichtigen Personalentscheidungen spricht er aber mit. So soll Don Jr. beispielsweise dafür gesorgt haben, dass Mike Pompeo, der frühere Außenminister unter Trump, nicht erneut Minister wird. Pompeo hatte sich in den letzten Jahren dezent von Trump abgesetzt, diese Illoyalität soll nun offenbar bestraft werden.
Auf Don Jr. ging auch maßgeblich die Entscheidung zurück, J.D. Vance zum Vizepräsidentschaftskandidaten zu machen. Die beiden Männer hatten sich einst angefreundet, Don Jr. wurde einer der größte Fürsprecher von Vance, obwohl der seinen Vater früher als "Amerikas Hitler" bezeichnet hatte.
Doch die Allianz könnte eines Tages auf die Probe gestellt werden. J.D. Vance und Donald Trump Jr. wird beiden nachgesagt, dass sie 2028 eine eigene Präsidentschaftskandidatur anstreben. Wen wird Donald Trump dann unterstützen? Seinen Sohn oder seinen Vize?
Steve Bannon: Für Donald Trump im Knast – aber nicht im Weißen Haus
Es ist erst einen guten Monat her, dass der frühere Chefstratege im Weißen Haus aus dem Gefängnis entlassen wurde. Steve Bannon saß vier Monate lang ein, weil er einer Vorladung des Repräsentantenhauses nicht nachkam. Ein Untersuchungsausschuss zum 6. Januar 2021 wollte Bannon vernehmen, doch der wollte keinesfalls unter Eid aussagen. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Bannons Aussage Trump hätte schwer schaden können.

Zwar hatte der frühere und baldige US-Präsident Bannon im Jahr 2017 entlassen, nach etwas mehr als einem halben Jahr im Amt. Doch gebrochen haben die beiden Männer nicht miteinander. Trump soll seinen ehemaligen Chefstrategen, der während der Pandemie in einem Podcast über die Ermordung des Immunologen Anthony Fauci fantasierte, bis heute regelmäßig anrufen, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Es gilt aber als nahezu ausgeschlossen, dass der 70-Jährige nochmal eine offizielle Rolle in der nächsten Regierung angeboten bekommt.
Ben Carson: Geschmäht, geliebt und ausgebootet
Es gibt nur wenige, die persönlich so unter Donald Trump gelitten haben wie Ben Carson. Im Wahlkampf vor acht Jahren lag der frühere Neurochirurg, der einst siamesische Zwillinge erfolgreich operierte und so weltweit bekannt wurde, zeitweilig vor Trump in den Umfragen. Der initiierte eine Schmähkampagne gegen Carson und rückte ihn in die Nähe von Kinderschändern.

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Trotzdem unterstützte Carson danach Trump im Wahlkampf gegen Hillary Clinton. Zu jener Zeit galt der Arzt und Abtreibungsgegner als Liebling der Evangelikalen. Zum Dank machte Trump den heute 73-Jährigen zum Minister für Wohnen und Stadtentwicklung, er war der einzige Afroamerikaner im Kabinett. Vergangene Woche wurde berichtet, Carson sei der Favorit für seinen alten Job – doch dann entschied sich Trump für einen ehemaligen Football-Spieler.
Richard Grenell: vor (fast) unmöglicher Mission?
Wohl kaum jemand wurde in Washington, D.C. für so viele Jobs gehandelt wie Richard Grenell, Trumps früherer Botschafter in Deutschland. Manche sahen ihn als künftigen Außenminister oder als Nationalen Sicherheitsberater, andere als Direktor der nationalen Nachrichtendienste. Doch Grenell ging zur Verwunderung vieler Experten in der Hauptstadt bislang leer aus.
Im Moment wird kolportiert, Grenell könnte Sonderbeauftragter für die Ukraine und Russland werden. Die Verhandlungen über ein mögliches Kriegsende würde also maßgeblich Grenell führen. Als Trump im Wahlkampf den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj in New York traf, gehörte Grenell zu den wenigen Beratern, die an dem Treffen teilnehmen durften.
Sollte Trump die Position eines Sonderbeauftragten schaffen, wäre das wohl auch ein Eingeständnis, dass er den Krieg nicht wie versprochen innerhalb von 24 Stunden beenden kann. Für Grenell wäre das Amt Chance und Risiko zugleich. Endet der Krieg rasch, dürfte er sich für noch höhere Aufgaben empfehlen. Dauert der Krieg noch länger an, könnte Trump nach altem Muster dafür Grenell die Schuld geben.