Auftritt im TV Donald Trump brüstet sich mit seiner "Ehrlichkeit" und hat auch sonst nichts zu sagen

Piers Morgan Donald Trump
Piers Morgan und Donald Trump (l.): zwei Freunde im Fernsehen
© Screenshot / Twitter TalkTV / stern
Seit Tagen kündigt der britische Reporter Piers Morgan sein "explosives" Interview mit seinem Kumpel Donald Trump an. Sogar einen Streit hat er dafür inszeniert. Nun war der erste Teil zu sehen. Und der Ex-US-Präsident ist tatsächlich sauer.

Piers Morgan weiß schon, wie man die Werbetrommel mit maximalem Effekt rührt. Seit Tagen füttert der umtriebige Reporter das interessierte Publikum mit hübschen Häppchen aus dem Mund von Donald Trump an. Am Wochenende etwa erschien ein Auszug des, wie er es nennt, "explosivsten Interviews des Jahres". Darin lästert der ehemalige US-Präsident vor allem über Prinz Harry und seine Gattin Meghan ("Es wird schlimm enden."), vor allem aber diente der Clip als Aperitif für das ganze Gespräch, dessen erster Teil nun ausgestrahlt wurde.

Eröffnungsparty mit Donald Trump

Trump als Gast bei der nigelnagelneuen "Piers Morgan Uncensored"-Show war der Paukenschlag für den Start des ebenfalls nigelnagelneuen britischen Senders TalkTV. Ganz nebenbei sind beide Männer seit vielen Jahren befreundet. Aber weil das alles offenbar immer noch nicht aufregend genug war, schnitt die Boulevardmaschine Morgan den Ankündigungsclip so zurecht, als habe der Ex-Präsident die Sendung im Streit verlassen. Natürlich gab es den so nicht, der Moderator wollte die Sache etwas "aufregender" machen, wie er nun Sean Hannity verriert. Ebenfalls ein TV-Mann und ebenfalls ein Trump-Buddy.

"Ich habe den Ankündigungsclip exakt so geschnitten, wie er es gemacht hätte", sagte Morgan. "Wir haben uns ja bei 'Celebrity Apprentice' kennengelernt und dort ist er jeden Abend mit mir so umgegangen." Der britische Reporter und der damalige TV-Star Donald Trump hatten 2008 gemeinsam die Realityshow moderiert und sind seitdem auf Du und Du. Die jüngste Aktion aber missfiel dem Kumpel offenbar. "Piers Morgan hat, wie der Rest der Fake-News-Medien, versucht, sein langes und langwieriges Interview rechtswidrig und auf irreführende Weise zu bearbeiten. Er wollte es so aussehen lassen, als hätte ich das Gespräch verlassen, weil ich das Zeitlimit von 20 Minuten um mehr als eine Stunde überschritten hatte", heißt es gallig in einer Erklärung Trumps.

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Soviel also zur öffentlichkeitswirksamen Meta-Medienkritik. Im Interview selbst, dessen zweiter Teil am Dienstagabend ausgestrahlt wird, ist von Zoff keine Rede. Obwohl die beiden durchaus aneinandergeraten. Neben Trumps Lästerattacken gegen die im kalifornischen Exil lebenden Harry und Meghan war natürlich und immer noch die vergangene US-Wahl ein Thema. Als Moderator Morgan seinen Freund darauf hin wies, doch nun endlich anzuerkennen, dass der eine "faire und freie Wahl" verloren habe, giftete Trump zurück: "Dann kennst du die Fakten nicht und du bist ein Narr." An anderer Stelle, aber zu einem art- und sachverwandten Thema erhob sich der Ex-Präsident in gewohnter Manier über seinen Gesprächspartner: "Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch, viel ehrlicher als du."

Alle Beteiligten dürften sich freuen 

Viel mehr also als Trumps bizarre Parallelwelten scheint das "heißeste Interview des Jahres" nicht zu bieten zu haben. Aber der Auftritt dürfte sich dennoch für alle Beteiligten gelohnt haben. Rupert Murdoch, TalkTV-Eigentümer und Rechtsaußen-Medien-Großmogul, hat die Aufmerksamkeit, die er wollte. Er will aus seinem Sender eine Art britisches Fox News machen. Piers Morgan hat wieder eine Plattform, auf der selbsternannte Retter der Redefreiheit die "Cancel Culture canceln" kann. Und Donald Trump hat zwar nichts Originelles oder Neues zu sagen, aber konnte das wenigstens wieder einmal öffentlich tun.

nik