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Anschuldigungen in Georgia #BillionDollarLawyer: Trump engagiert Promi-Anwalt – obwohl der ihn einst "Rassist" nannte

Ex-US-Präsident Donald Trump (Archivbild)
Hat sich den #BillionDollarLawyer genommen: Ex-US-Präsident Donald Trump (Archivbild)
© Mandel Ngan / AFP
Eine Staatsanwältin in Georgia untersucht, ob Donald Trump 2020 die dortigen Wahlergebnisse manipulieren wollte. Dem Ex-Präsidenten scheint das ernsthaft Sorge zu machen, denn er hat sich einen Staranwalt genommen.

Im US-Bundesstaat Georgia wird gegen Donald Trump ermittelt, weil er versucht haben soll, die Ergebnisse der Präsidentenwahl 2020 zu seinen Gunsten zu manipulieren. Zu seiner Verteidigung hat der 76-Jährige jetzt Drew Findling engagiert, einen Anwalt, der unter dem Hashtag #BillionDollarLawyer bekannt ist.

Findling hat bereits eine Reihe von Prominenten vertreten, unter ihnen die Rapstars Cardi B., Gucci Mane und Migos sowie der Komiker Katt Williams. Seine Instagramseite ist voll mit Fotos, auf denen er mit seinen bekannten Klienten posiert. In seine Bio hat er den Hashtag #BillionDollarLawyer geschrieben, eine Bezeichnung, die er "jahrelang entwickelt hat, nachdem er zu einer unverzichtbaren Größe hinter den Kulissen der Welt des Atlanta-Rap geworden ist", wie die New York Times 2018 über den Anwalt schrieb.

Findling attackierte Donald Trump auf Twitter

Erstaunlich ist, dass Trump mit Findling einen Mann in seine Reihen geholt hat, der ihn einstmals öffentlich attackierte und dessen persönliche Ansichten nicht immer mit denen der republikanischen Partei des Ex-Präsidenten übereinstimmen. So schrieb der Anwalt zwei Tage, nachdem der Oberste Gerichtshof der USA Ende Juni das landesweite Grundrecht auf Abtreibungen gekippt hatte, auf Instagram, dass sich seine Kanzlei dafür einsetzt, "das Recht der Frau auf Wahlfreiheit wiederherzustellen, das durch den Obersten Gerichtshof zerstört wurde". Findling bot sogar an, jeden, der nach dem restriktiven Abtreibungsgesetz von Georgia angeklagt wird, kostenlos zu verteidigen.

Und im August 2018, nachdem Trump auf Twitter die Intelligenz des Basketballsuperstars LeBron James beleidigt hatte, nannte Findling den damaligen "President Of The United States" in einem Tweet "rassistisch" und "betrügerisch" und beendete den Kommentar mit "POTUS, wieder einmal erbärmlich!". Trumps harsche Kommentare im Jahr 2019 über fünf schwarze und lateinamerikanische Männer, die als Teenager zu Unrecht für die brutale Vergewaltigung einer Joggerin im Central Park verurteilt wurden, bezeichnete der Anwalt damals als "rassistisch, grausam, krank, unverzeihlich und unamerikanisch".

In einem Telefoninterview mit der "New York Times" begründete Findling seine Entscheidung, Trump zu vertreten, mit dem Verweis auf John Adams, dem späteren zweiten Präsidenten der Vereinigten Staaten, der nach dem Massaker britischer Soldaten an Kolonisten in Boston im Jahr 1770 die unpopuläre Position einnahm, die britischen Truppen vor Gericht zu verteidigen. "Ich glaube nicht, dass wir unseren oder unsere Mandanten aufgrund von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung, Geschlecht, politischer Überzeugung oder inhaltlichen Aspekten der Straftat auswählen", zitiert ihn die Zeitung. "Wir haben unser persönliches Leben und unsere persönliche Politik, und ich entschuldige mich nicht für meine persönliche Politik."

Der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) schrieb Findling in einer E-Mail, er sei ein "leidenschaftlicher Advokat gegen Ungerechtigkeit" und werde Trump "mit großer Kraft verteidigen". "Ich mag mich politisch von vielen meiner Klienten unterscheiden, aber das ändert nichts an meiner Verpflichtung, mich gegen ungerechte Untersuchungen zu wehren", erklärte der 62-Jährige. "In diesem Fall ist die Fokussierung auf Präsident Trump in Fulton County, Georgia, eindeutig eine fehlerhafte und politisch motivierte Verfolgung, und zusammen mit meiner Kanzlei und meinen Mitanwälten bin ich fest entschlossen, mich gegen diese Ungerechtigkeit zu wehren."

Findling ist nach eigener Aussage Teil eines in Georgia ansässigen Anwaltsteams, das jetzt für Trump arbeite und zu dem auch die ehemalige Staatsanwältin Jennifer Little und der erfahrene Strafverteidiger Dwight L. Thomas gehörten. Laut Little wurden die drei sorgfältig in Trumps Auftrag ausgewählt.

Die Ermittlungen in Georgia hatte die Bezirksstaatsanwältin von Fulton County, Fani Willis, Anfang letzten Jahres eingeleitet. Sie richten sich gegen mindestens 17 Personen, die strafrechtlich belangt werden könnten. Trump ist nicht unter ihnen, aber eine Sonderjury prüft weiterhin Beweise und Zeugenaussagen, wobei mehrere hochrangige Trump-Berater vorgeladen wurden, aber noch nicht erschienen sind. Willis zieht nach eigener Aussage eine Reihe möglicher strafrechtlicher Anklagen in Betracht, einschließlich Erpressung und Verschwörung, und erwägt, auch den früheren Präsidenten persönlich vorzuladen.

Experten sehen hohes Anklagerisiko für Trump

Nach Aussage der Staatsanwältin interessiert sie sich vor allem für ein Telefongespräch vom Januar 2021 zwischen Trump und dem Staatssekretär von Georgia, Brad Raffensperger. Während dieses Gesprächs deutete Trump an, dass Raffensperger die Stimmen "finden" könnte, die nötig wären, um seine knappe Niederlage gegen Joe Biden in diesem Bundesstaat umzukehren. "Alles, was ich tun möchte, ist dies. Ich möchte nur 11.780 Stimmen finden", sagte Trump während des aufgezeichneten Telefonats. "Denn wir haben den Staat gewonnen."

Die Verpflichtung dieses "hochpreisigen und leistungsstarken juristischen Talents" zeige die außergewöhnliche nationale Bedeutung der Ermittlungen und der wahrscheinlich bevorstehenden Anklagen gegen den ehemaligen Präsidenten und möglicherweise andere in seinem Umfeld", erklärte Norman Eisen der "New York Times". Eisen hatte während des ersten Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump als Sonderberater des Justizausschusses des Repräsentantenhauses fungiert. Er war zudem Mitverfasser einer Analyse des Brookings Institute über den Fall in Georgia, in der die Washingtoner Denkfabrik feststellte, dass für Trump ein erhebliches Risiko besteht, wegen mehrerer Straftaten angeklagt zu werden.

Esther Panitch, eine erfahrene Strafverteidigerin aus Atlanta und Kandidatin der Demokraten für einen Sitz im Repräsentantenhaus, kennt Findling seit Jahren und hält ihn  für "brillant", wie die Zeitung berichtet. Trotzdem brauche er einen Klienten, der ihm zuhöre. "Man kann Drew nicht dafür verantwortlich machen, wenn sein Klient sich weigert, seinen Rat anzunehmen", sagte Panitch. "Und Trump ist die Art von Klient, die Anwälte fürchten. Denn man kann ihn nicht kontrollieren."

Quellen: "New York Times" I, "New York Times" II, Drew Findling auf Instagram

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