Die Staatsanwälte des US-Justizministeriums, die den Umgang von Donald Trump mit geheimen Dokumenten untersuchen, haben schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen US-Präsidenten erhoben. Die Ermittler hätten bei einem Bundesrichter die Genehmigung zur erneuten Vernehmung des Trump-Anwalts Evan Corcoran beantragt, berichten US-Medien und die Nachrichtenagentur Associated Press. In ihrem Antrag hätten sie sich auf eine Ausnahmeregelung berufen, die es erlaubt, im Fall von Verbrechen und Betrug das Anwaltsgeheimnis zu umgehen.
Donald Trump könnte Justiz behindert haben
"Um den Schutz des Anwaltsgeheimnisses zu überwinden, behaupteten die Staatsanwälte dem Richter gegenüber schriftlich, dass der ehemalige Präsident seinen Anwalt zur Förderung eines Verbrechens oder Betruges benutzt habe", meldet der US-Sender CNN unter Berufung auf eine mit dem Antrag des Justizministeriums vertraute Person. Corcoran war nach Informationen von CNN und der "New York Times" erst kürzlich vor einem Gericht in Washington zu seiner Beratung von Trump befragt worden, hatte dabei aber unter Berufung auf das Anwaltsgeheimnis Antworten verweigert.
Es ist unklar, ob das Justizministerium jetzt neue Beweise für eine kriminelle Handlung vorgelegt hat und welche mögliche Trump-Straftat Corcorans Aussage nach Ansicht der Ermittler aufdecken könnte. Als die Staatsanwaltschaft im August 2021 den Durchsuchungsbefehl für Trumps Wohnsitz Mar-a-Lago in Florida beantragte, begründete sie diesen mit dem Verdacht der Justizbehinderung und potenzieller Straftaten im Zusammenhang mit Verschlusssachen.
Corcoran war an der Übergabe einiger der Geheimdokumente aus Mar-a-Lago im vergangenen Jahr beteiligt. Er hatte den Berichten zufolge auch an der Erstellung einer Erklärung mitgewirkt, in der bescheinigt wurde, dass das Team des Ex-Präsidenten eine "sorgfältige Suche" durchgeführt habe und sich keine weiteren geheimen Dokumente in Trumps Wohnsitz befänden. Daraufhin hatte das FBI Mar-a-Lago durchsucht und etwa 100 Dokumente mit Klassifizierungskennzeichnung gefunden, die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft trotz Aufforderungen von Trump und seinem Team nicht an die Nationalarchive zurückgegeben worden waren.
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Der erneute Antrag auf die Vernehmung von Corcoran "verleiht den Ermittlungen eine neue, aggressive Dimension und unterstreicht die rechtliche Gefahr, der Trump ausgesetzt ist", kommentiert die "New York Times" den Vorstoß der Staatsanwälte. Und CNN nennt ihn den "bisher aggressivsten Schritt des Sonderermittlers Jack Smith, der die Untersuchung leitet".
Quellen: "New York Times", CNN, "Politico", Associated Press