Dauerhändchenhaltend und beinahe liebevoll zeigten sich die beiden Präsidenten Emmanuel Macron und Donald Trump bei ihren Gipfeltreffen in Washington. Schaut man nur auf die zahllosen Bilder der beiden Präsidenten, könnte man fast den Eindruck bekommen, zwischen sie passe kein Blatt. Doch das ist ganz offenbar nur äußerlich, denn nach der der Rede des französischen Staatsoberhaupts vor dem US-Kongress wirkte seine Knuddelshow plötzlich nur noch wie das Bereiten eines Gute-Laune-Bodens - bevor es ernst wird im Weißen Haus. Sprich: Bevor Angela Merkel kommt.
Merkel und Macron: ein "Tandem" bei Donald Trump
Das wird am Freitag der Fall sein, wenn sich die Kanzlerin mit dem US-Präsidenten im Weißen Haus trifft. Die Besuche der beiden Europäer innerhalb weniger Tage dürften kein Zufall sein. Von "einem Tandem" spricht Peter Beyer (CDU), Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit. "Es gibt gemeinsame Ziele und ein abgestimmtes Vorgehen, auch wenn Macron und Merkel unterschiedliche Rollen wahrnehmen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Macron ist auf der persönlichen Ebene etwas näher an Trump dran." Merkel könne mit ihrer pragmatischen Beharrlichkeit gut Sachthemen vorantreiben.
Inhaltlich aber ziehen der gute Macron und die böse Merkel ohnehin an einem Strang. Im Zentrum der Gespräche dürften vor allem die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA stehen. So will die EU erreichen, dauerhaft von den US-Zöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen zu werden, die ab Mai zunächst auf Europa zukommen werden. Ein anderes großes Thema wird der Atomdeal mit dem Iran sein, aus dem Trump am liebsten schon vorgestern ausgestiegen wäre.
Inhaltlich verbindet Emmanuel Macron und Donald Trump nichts
Die europäischen Standpunkte hatte Emmanuel Macron bereits vor seiner Rede vor dem US-Kongress deutlich gemacht - und dafür wiederholt stehenden Applaus geerntet. Vielleicht auch, weil sie in ihren Kernpunkten das Gegenteil der Positionen Donald Trumps bedeuten:
- Macrons leidenschaftliches Plädoyer gegen Nationalismus, Multilateralismus für globale Zusammenarbeit steht im krassen Kontrast zur Trumpschen "America First"-Politik. Die USA und Europa lebten "in einer Zeit der Wut und Furcht", in welcher der Isolationismus verlockend sein könne. "Aber indem wir die Tür schließen, stoppen wir nicht die Entwicklung der Welt", sagte Macron.
- Die Vereinigten Staaten hätten bei Aufbau und Schutz einer "freien Welt" eine entscheidende Rolle gespielt. Sie müssten nun helfen, diese Weltordnung "zu bewahren und neu zu erfinden". Macron forderte daher, Institutionen wie die Vereinten Nationen (UN) und die Nato zu stärken, um Herausforderungen wie dem Terrorismus oder dem Aufkommen von "kriminellen Staaten" zu begegnen.
- Der Franzose warb auch für den globalen Umweltschutz und das Pariser Abkommen gegen die Erderwärmung. Trump hatte im vergangenen Jahr den Ausstieg aus dem Abkommen angekündigt. "Seien wir ehrlich: Es gibt keinen Planeten B", sagte er unter Anspielung auf das Wort vom "Plan B". Frankreichs Präsident zeigte sich überzeugt, dass die USA "eines Tages" zum Klimaschutzabkommen zurückkehren würden.
- Er warnte auch vor einer Eskalation der derzeitigen Handelskonflikte. Ein "Handelskrieg" sei nicht die richtige Antwort auf die bestehenden Differenzen, da er Jobs vernichten und die Preise erhöhen würde. Trump hatte die Handelskonflikte unter anderem durch die Verhängung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgelöst.
- Über den Atomdeal mit dem Iran sagte er, die Vereinbarung würde nicht "alle Besorgnisse" hinsichtlich des iranischen Verhaltens ausräumen. Daher plädierte er für ein neues und "umfassendes" Abkommen. "Unser Ziel ist klar. Der Iran darf nie eine Atomwaffe besitzen", so Macron. Er stellte aber klar, dass Frankreich das bestehende Abkommen nicht kündigen werde. Aufgrund der Vorgaben eines US-Gesetzes muss Donald Trump bis zum 12. Mai entscheiden, ob er die auf Basis des Abkommens ausgesetzten Sanktionen gegen das Mullah-Regime wieder in Kraft setzt. Zum Abschluss seiner Washington-Reise sagte der französische Präsident, dass er zwar nicht genau wisse, was entscheiden werde, er rechne aber mit einer Aufkündigung der Vereinbarung.