Zuerst blieb er stumm, inzwischen folgt ein kruder Vergleich nach dem nächsten: Anders als US-Präsident Joe Biden hatte Donald Trump lange nicht auf den Tod von Kremlkritiker Alexej Nawalny reagiert. Am Montag stellte er dann auf der von ihm gegründeten Plattform Truth Social einen absurden Vergleich an: "Der plötzliche Tod von Alexej Nawalny hat mir mehr und mehr bewusst gemacht, was in unserem Land geschieht."
Auf dem konservativen Nachrichtensender Fox legte er jetzt nochmal nach. "Nawalny ist eine sehr traurige Situation. Er ist sehr tapfer, er war ein sehr tapferer Kerl." Man habe damit rechnen müssen, dass so etwas passiere. Nawalny hätte lieber nicht nach Russland zurückkehren sollen, sagte der Ex-US-Präsident weiter.
Donald Trump: "Es ist schrecklich, aber es passiert in unserem Land auch"
Trump hatte sich in der Vergangenheit regelmäßig positiv über Putin geäußert und auch den Eindruck erweckt, den russischen Präsidenten zu bewundern. Nach dem Tod Nawalnys lässt er Putin unerwähnt – auch auf Nachfrage der Fox-Journalistin Laura Ingraham. Im Gespräch mit Ingraham zieht Trump stattdessen Parallelen zwischen der russischen Autokratie und den USA: "Es ist schrecklich, aber es passiert in unserem Land auch." Die USA verwandle sich in ein "kommunistisches Land".
Er selbst sei vier Mal angeklagt worden, stecke in acht oder neun Verfahren – wegen "lächerlicher Dinge". "Und das nur, weil ich in die Politik gegangen bin", sagte Trump. Mit Bezug auf ein Verfahren, in dem er in der vergangenen Woche in New York zu einer Strafe von 355 Millionen US-Dollar verurteilt worden war, sagte Trump: "Das ist wie bei Nawalny." Und weiter: "Es ist eine Art von Kommunismus, von Faschismus."
Die Fox-Moderatorin Laura Ingraham fragte Trump direkt: "Sehen Sie sich als potenzieller politischer Gefangener in den Vereinigten Staaten?" Eine direkte Antwort gab der Ex-Präsident darauf nicht, sagte aber: "Wenn ich in den Umfragen verlieren würde, würden sie nicht über mich reden, und ich hätte keine Anwaltskosten zu zahlen."

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USA will am Freitag Sanktionen gegen Russland bekanntgeben
Die USA wollen infolge des Todes von Nawalny am Freitag neue Sanktionen gegen Russland bekanntgeben – "um Russland für das, was Herrn Nawalny geschehen ist, zur Verantwortung zu ziehen", sagte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, am Dienstag. Präsident Joe Biden hatte wenige Tage zuvor Kremlchef Wladimir Putin für den Tod Nawalnys verantwortlich gemacht.

Der langjährige Putin-Kritiker Alexey Nawalny war am Freitag in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren plötzlich gestorben. Die Behörden verweigern den Angehörigen trotz internationaler Proteste bis heute den Zugang zu seiner Leiche.
Der Bundestag will in einer Aktuellen Stunde am Mittwochnachmittag über die Folgen von Nawalnys Tod beraten.