Wäre Donald Trump gut beraten, dann hätte er Ende Mai von vornherein auf den Tweet verzichtet. Zu dem Zeitpunkt waren die Proteste gegen Polizeigewalt bereits in Straßenschlachten ausgeartet, also schrieb der US-Präsident: "Wenn Plünderungen beginnen, wird geschossen". Im englischen Original reimt sich der Law-and-Order-Spruch nicht nur ("When the looting starts, the shooting starts"), er hat auch eine eher unrühmliche, rassistische Vergangenheit. Entsprechend laut war die Empörung über den Satz aus dem Weißen Haus. Wäre Donald Trump gut beraten, dann hätte er nun auch darauf verzichtet, ihn näher zu erläutern.
Ausgerechnet Fox News fühlt Trump auf den Zahn
Von Beginn an: Den Satz "When the looting starts, the shooting starts" ließ 1967 der damalige Polizeichef von Miami, Walter Headley, auf einer Pressekonferenz fallen. Mitten in der Weihnachtszeit eskalierte damals die Gewalt in überwiegend von Schwarzen bewohnten Gebieten und Headley, berüchtigt wegen seines harten Vorgehens, fügte noch an: "Es ist uns auch egal, ob man uns der Polizeibrutalität beschuldigt." Nun muss man den Hintergrund dieser Äußerung nicht kennen, doch wie antwortet der US-Präsident auf eine Frage, ob er wisse, woher der Satz stamme? Verweist auf einen Bürgermeister mit ähnlich miesem Ruf wie Walter Headley.
Ironischerweise war es ausgerechnet der Trump wohlgesinnte Sender Fox News, der den Präsidenten in diese Bredouille brachte. Bei einem Interview sagte Moderatorin Harris Faulkner: "Sehen, Sie ich bin Harris aus dem Fernsehen. Aber ich bin eine schwarze Frau. Ich bin Mutter. Und bislang haben Sie in diesen Fall (Tod von George Floyd, d. Red.) noch kein tröstendes Wort verloren. Stattdessen dieser Tweet 'Wenn Plünderungen beginnen, wird geschossen', warum solche Worte?" Trumps Entgegnung: "Das ist halt so ein Spruch, den habe ich über die Jahre immer wieder gehört." Faulkner hakt nach: "Wissen Sie, woher er stammt?" "Nun, er stammt von einem knallharten Bürgermeister, vielleicht war er auch Polizeichef zu der Zeit, aber ich glaube, er war der Bürgermeister von Philadelphia, Frank Rizzo. Und der hatte so einen Ausdruck", sagte Trump.

"Wählt wie Frank Rizzo. Wählt weiß"
Das stimmt zwar nicht, aber vermutlich wäre der Ausspruch in seinem Sinne gewesen. Denn das vom Präsidenten erwähnte Stadtoberhaupt Frank Rizzo galt als harter Hund, bekannt für einen Satz, den er 1978 im Wahlkampf sagte: "Ich bitte die Weißen und die Schwarzen, die genauso denken wie ich, wählt wie Frank Rizzo. Und ich sage, wählt weiß." Eine solche unglückliche Rechtfertigungsverknotung bekommt auch nur Donald Trump hin. Immerhin fand er in dem Gespräch noch kritische Worte über den Tod von George Floyd: "Wenn Sie so einen Vorfall wie diesen sehen – mit mehr als acht Minuten reinen Horrors. Das sind wirklich acht Minuten reinen Horrors. Es ist eine Schweinerei."