Trump vs. Biden Fünf Dinge, die vom TV-Duell hängenbleiben werden

Lautstärke hoch, Informationsgehalt niedrig: Das erste von drei TV-Duellen zwischen Donald Trump und Joe Biden war anstrengend. Ein paar Dinge werden aber dennoch hängenbleiben.

Aufdringlich, nervig, vielleicht auch mal aggressiv zu sein, kann für manche Berufe durchaus nützlich sein. Für Journalisten zum Beispiel. Oder Gewerkschaftschefs, vielleicht sogar manchmal für Staatschefs. Von letzteren wird aber zumindest in der Öffentlichkeit Höflichkeit und Seriosität erwartet – was nicht unbedingt die Stärken von US-Präsident Donald Trump sind. Wohl auch deshalb geriet die erste TV-Debatte mit seinem Herausforderer Joe Biden zu einem wenig erbaulichen Kuddelmuddel, das die Mehrheit der Zuschauer als anstrengend empfand. So eine Blitzumfrage des Senders CBS. 

Trotz dieses Chaos' blieben aber ein paar Dinge hängen: 

Donald Trump bezahlt "Millionen" an Steuern

Wenige Tage vor dem ersten TV-Duell enthüllte die "New York Times", wie viele Steuern Donald Trump entrichtet hat oder auch nicht. So soll der US-Präsident in einigen Jahren gerade einmal 750 Dollar an Bundessteuern gezahlt haben. Hat er tatsächlich? Zunächst bringt er seinen Standardsatz: "Ich werde meine Steuererklärung veröffentlichen, sobald die Prüfung beendet ist." Auf Nachfrage von Moderator Chris Wallace behauptet Trump, dass er "Millionen" an Steuern gezahlt habe. Diese Aussage steht im Widerspruch zu den bislang bekannten Finanzdaten von Trump.

Im Gegensatz zu allen Präsidentschaftskandidaten der vergangenen Jahrzehnte, weigert sich Trump, seine Steuererklärung zu veröffentlichen. Ob die Zahlen der "New York Times" vollständig sind, ist unklar. Unklar ist auch, wie viele Steuern der Präsident auf Gemeinde- und Bundesstaaten-Ebene gezahlt hat, die in den USA vor den Abgaben an den Bund kommen.    

Donald Trump distanziert sich weiterhin nicht von rechten Gruppen und Neonazis. 

Mit dem gewaltsamen Tod von George Floyd und Breonna Taylor sind Rassismus und Polizeigewalt Wahlkampfthemen geworden. Biden beschuldigte den Präsidenten, "rassistischen Hass und rassistische Spaltung zu erzeugen". Chris Wallace wollte von Trump wissen, ob er sich "hier und jetzt" von rechten Gruppen und Neonazis distanzieren wolle. Wollte er nicht. Stattdessen windete sich Trump herum und beschuldigte "Linksradikale und die Antifa", die eigentliche Gefahr zu sein. Zu allem Überfluss forderte er auch noch seine rechtsextreme Unterstützergruppe "Proud Boys" auf "zurückzutreten und bereit zu stehen".

Bei Fox News sitzen nicht nur Trump-Fans

Der konservative Sender Fox News ist für viele Amerikaner ein Propagandakanal des aktuellen US-Präsidenten. Moderatoren wie Carlson Tucker und Sean Hannity gelten sogar als seine Vertraute. Intern soll der Kuschelkurs gegenüber Trump zunehmend kritisch gesehen werden, nach außen aber gibt es nur einen Journalisten, der seriös rüberkommt: Chris Wallace, Moderator des Fernsehduells. Erst im Juli hatte er Donald Trump in einem Interview gegrillt – an diesem Abend fiel es ihm spürbar schwer, halbwegs neutral zu bleiben.

Obwohl Donald Trump seinem Kontrahenten ständig ins Wort gefallen ist, wirkte es mitunter so, als würde Wallace Biden vor dem Redeschwall des Präsidenten in Schutz nehmen. Mehrfach rief er Trump lautstark zur Ordnung und fasste ihn auch deutlich härter an als den Herausforderer. Nach dem Duell beklagte sich Trump darüber, er habe gegen Wallace und Biden debattieren müssen. Etwas übertrieben vielleicht, aber nicht ganz aus der Luft gegriffen. Auch, weil der US-Präsident immer lieber zu viele als zu wenige Gegner hat. 

Joe Biden ist tatsächlich ein alter Mann

Zugegeben: Dass ein 77-Jähriger kein kraftstrotzender Springinsfeld mehr ist, liegt auf der Hand. Und vermutlich gibt es viele Menschen in Joe Bidens Alter, die tattriger wirken als der Präsidentschaftskandidat. Und doch fällt im direkten Vergleich mit dem nur unwesentlich jüngeren aber deutlich präsenteren Trump auf, wie fragil der Demokrat ist. Körperlich wie geistig.

Zwar hatte er sein gelegentliches Stottern gut im Griff, dennoch musste er sich ein ums andere Mal zusammenreißen, um die Attacken Trumps parieren zu können. Oft schloss er dabei die Augen, was ihn mitunter überfordert wirken ließ. Der Job im Weißen Haus verlangt viel ab, und dem ein oder anderen Wähler könnten nach der ersten Debatte vielleicht Zweifel kommen, ob Biden dem gewachsen ist.

Joe Biden - alt, aber auch aggro

Im Duell Präsident Aggro gegen Herausforderer Bescheiden waren die Rollen klar verteilt: Hier der Beißer Trump, dort der Ruhige Biden. Dessen Wahlkampfteam wird dem Kandidaten bewusst Zurückhaltung auferlegt haben, allein schon des Kontrasts wegen. Dabei ist der ehemalige Vize-Präsident eigentlich ein temperamentvoller Mensch, mitunter sogar aufbrausend. Diese Seite blitzte aber nur ab und an auf: Etwa als er Trump genervt anblaffte, doch endlich mal die Klappe zu halten. 

In einem TV-Duell vielleicht nicht geschickt, aber durchaus menschlich auch diese Äußerungen:

"Es ist doch so, dass dieser Kerl keine Ahnung hat, wovon er spricht. Der Typ ist doch wie - er ist Putins Schoßhündchen."

"Kläff nur weiter, Mann"

"Du bist der schlechteste Präsident, den Amerika je hatte." 

"Es ist echt schwer mal zu Wort zu kommen bei diesem Clown, Entschuldigung, diesem Kerl."