Wie die italienischen Behörden berichteten, konnte ein Schiff der italienischen Marine bei dem Unglück am frühen Samstagmorgen lediglich etwa 70 Schiffbrüchige an Bord nehmen. Die Zahl der Vermissten war zunächst unklar: Auf dem lediglich zehn Meter langen Boot, das an der libyschen Küste gestartet war, sollen bis zu 120 Migranten gewesen sein, zumeist aus Nordafrika sowie Somalia und Eritrea. Vor Teneriffa ist ein Hubschrauber der spanischen Küstenwache, der bei den Kanarischen Inseln Flüchtlingsboote aufspüren sollte, ins Meer gestürzt. Die zwei Besatzungsmitglieder konnten unverletzt geborgen werden.
Ein Überlebender des Untergangs vor Lampedusa berichtete nach Angaben des italienischen Fernsehens: "Wir haben das Militärschiff gesehen, dann sind wir alle auf eine Seite unseres Bootes gegangen, und es ging unter." Das Unglück ereignete sich den Angaben zufolge rund zehn Seemeilen vor der Küste. Offenbar war das lediglich zehn Meter lange Boot völlig überfüllt. Während zunächst nur von etwa 100 Migranten an Bord die Rede gewesen war, berichtete ein Überlebender: "Wir waren 120 Leute."
Ertrinkende oder verdurstende Passagiere
Innenminister Giuliano Amato rief zum verstärkten Kampf gegen die Schlepperbanden auf: "Dies war nicht nur eine Tragödie, sondern auch ein Verbrechen." Wenn diese Verbrechen nicht bestraft werden, würden sie sich ständig wiederholen, warnte der Politiker. Italien sowie Spanien, wo ebenfalls Tausende von illegalen Einwanderern aus Afrika landen, rufen die anderen europäischen Länder seit langem zur Hilfe gegen die Migrationswelle über das Mittelmeer auf.
Lampedusa liegt südlich von Sizilien auf einer der meistbefahrenen Routen afrikanischer Flüchtlinge nach Europa. Vor allem in den Sommermonaten versuchen Tausende von Afrikanern auf diesem Weg, illegal in Italien einzuwandern. Immer wieder ertrinken Passagiere, andere verdursten auf der tagelangen Überfahrt.
DPA