Drei-Monats-Visum Chodorkowski kann zu seiner Familie in die Schweiz

Schweizer Zeitungen spekulieren, wie viele Millionen er wohl in der Alpenrepublik deponiert hat: Michail Chodorkowski bekommt ein Visum für die Schweiz. Dort lebt auch seine Familie

Der russische Kremlgegner Michail Chodorkowski kann in die Schweiz reisen, wo seine Frau und seine zwei Söhne leben. Das dafür erforderliche Visum sei bewilligt worden, sagte eine Sprecherin des Schweizer Außenministeriums am Montag. Die Alpenrepublik erteilte Chodorkowski ein Visum für drei Monate, teilte die schweizerische Botschaft in Berlin mit.

Aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes werde es keine weiteren Angaben zur Reise Chodorkowskis geben, sagte die Ministeriums-Sprecherin. Chodorkowskis Sprecher David Krikler sagte auf Anfrage der Schweizer Nachrichtenagentur sda, man sei "sehr dankbar" für den positiven Bescheid. Nach Deutschland sei die Schweiz nun das zweite Schengen-Land, in dem Chodorkowski sich frei bewegen könne.

Der 50-Jährige hatte in der vergangenen Woche bei der Botschaft ein Schengen-Visum beantragt. Chodorkowski hatte nach zehn Jahren Haft am 20. Dezember vorzeitig das Straflager in Nordrussland verlassen dürfen, weil er von Russlands Staatschef Wladimir Putin begnadigt worden war. Nach seiner Freilassung war er direkt nach Berlin gereist. Russlands Oberstes Gericht will nun die Prozesse überprüfen, die zu seiner Verurteilung geführt hatten.

"Mindestens 200 Millionen Schweizer Franken"

Der ehemalige Öl-Milliardär hatte vor ein paar Tagen angekündigt, er wolle im Januar in die Schweiz reisen. Seine Frau Inna und die Zwillingssöhne Gleb und Ilja leben dort; die Söhne gehen dort zur Schule. Die Tochter Anastasia lebt in Moskau.

Der Kreml-Kritiker, der als Ölunternehmer zum reichsten Mann Russlands aufgestiegen war, hat Schweizer Medien zufolge einen Teil seines Vermögens auf Schweizer Konten. In der "Sonntagszeitung" ist von "mindestens 200 Millionen Schweizer Franken" (rund 166 Millionen Euro) die Rede.

Der frühere Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos war 2003 in seiner russischen Heimat festgenommen und zwei Jahre später wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt worden. Ihm drohten in Russland noch weitere Verfahren, so dass ein Ende seiner Haft nicht absehbar war. Die Gerichtsverfahren gegen ihn waren vom Westen als politisch motiviert kritisiert worden. Noch immer sind ehemalige Geschäftspartner Chodorkowskis in Russland inhaftiert.

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anb/DPA/AFP