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Umstrittene Miet-Gefährte Paris stimmt über Verbot von E-Rollern ab

Auf Kopfsteinpflaster stehen und liegen unterschiedlich lackierte E-Roller
Ob die Menschen in Paris E-Roller in ihrer Stadt weiterhin dulden wollen?
© iStockphoto / Getty Images
E-Roller gelten manchen Menschen in Paris als Ärgernis, anderen als Chance. Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt nun darüber abstimmen, ob ausleihbare E-Roller in Frankreichs Hauptstadt verboten werden. 

Paris war eine der ersten Städte in Europa, in denen leihbare E-Roller aufkamen. Am Sonntag könnte Paris auch die erste Metropole sein, die sie aufgrund eines Volksentscheids wieder verbietet. Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat alle Einwohnerinnen und Einwohner, die auf Wahllisten eingetragen sind, zu einer Abstimmung über die besonders bei jungen Menschen beliebten Gefährte aufgerufen. 

Die Elektro-Roller zählen in Paris seit 2018 zum Stadtbild. Da es anfangs keine klaren Regeln für ihren Gebrauch gab, herrschte schnell wilde Anarchie. Roller-Fahrer bretterten über Fußwege, schlängelten sich durch Autostaus, nahmen Passagiere zu halsbrecherischen Fahrten mit und ließen die Leihgeräte am Ende dort stehen, wo es ihnen gerade passte. Häufig fielen sie dann um und verwandelten Bürgersteige in Hindernisstrecken.

Nur mietbare E-Roller von Verbot bedroht

Nach und nach schufen die Behörden spezifische Vorschriften. Derzeit müssen Nutzer mindestens zwölf Jahre alt sein, dürfen die Zweiräder nicht zu zweit benutzen und müssen sie auf gekennzeichneten Parkplätzen abstellen. Da dies jedoch nicht immer eingehalten wird, hat Hidalgo nun zu der ungewöhnlichen Maßnahme eines Referendums gegriffen. 

Private E-Roller, von denen im vergangenen Jahr etwa 700.000 verkauft wurden, sollen davon nicht betroffen sein. Mit einem Ergebnis der Abstimmung wird am Sonntagabend gerechnet.

Viele Pariser sind genervt von den E-Scootern. "Es ist das totale Chaos", sagte der 69 Jahre alte Ivan Lellouche, der von einigen Jahren von einem Rollerfahrer angefahren wurde und seitdem einen Knieschaden hat. Im vergangenen Jahr gab es in Paris mehr als 400 Unfälle mit Rollern, drei Menschen kamen dabei ums Leben. Die 31 Jahre alte Grafikerin Mathilde Caruso hingegen ist gegen ein Verbot der Leihroller. "Sie sind ein wichtiges Verkehrsmittel geworden", sagt sie.

Abstimmung in Paris

Verkehrsminister Clément Beaune kritisierte die Pariser Abstimmung. Seiner Ansicht nach greift sie zu kurz. "Anstelle dafür oder dagegen zu stimmen, hätte man auch die Option 'dafür, aber unter Beachtung der Regeln' anbieten sollen", sagte er.

Seine Kritik kommt nicht von ungefähr. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Beaune sich für die Nachfolge Hidalgos in Stellung bringen will. Ohne das Ergebnis der Abstimmung abzuwarten, kündigte er in dieser Woche neue Regeln für die Nutzung der E-Roller an.

Künftig dürfen Jugendliche die Fahrzeuge erst ab 14 Jahren benutzen. Die Strafe für Fahrten zu zweit oder auf nicht frei gegebenen Wegen soll von 35 auf 135 Euro steigen. Zudem werden doppelte Ständer vorgeschrieben, um das Umfallen geparkter E-Roller zu verhindern.

"E-Roller sind eine Chance"

Diese Vorschriften sollen in den kommenden Wochen per Dekret in Kraft treten, erklärte Beaune. "Die E-Roller sind eine Chance, wenn die Nutzung gut organisiert und geregelt ist", sagte er. 

Der Minister will außerdem eine eigene Aufsicht für die umstrittenen Gefährte einrichten, zudem Daten zu Unfällen und zur Umweltbilanz sammeln. Einerseits gelten die Roller als klimafreundliche Alternative zu Autos, andererseits haben sie eine kurze Lebensdauer und werden mit Batterien betrieben, für die wichtige Rohstoffe gebraucht werden. 

Ob die E-Roller klimafreundlich sind oder nicht, hängt vor allem davon ab, ob sie tatsächlich Autofahrten ersetzen oder nicht eher für Strecken genutzt werden, die sonst zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt worden wären.

tkr/Toni Cerdà und Ulrike Koltermann AFP

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